Montag, 1. Juni 2020

Mondfinsternis im Schützen ♐ 05.06.2020: Update der Wahrnehmung unserer Wirklichkeit

„Man sollte dem anderen die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten, 
in den er hineinschlüpfen kann
und sie ihm nicht wie ein nasses Tuch um den Kopf schlagen.“

Max Frisch


Der Zentaur Chiron unterrichtet den jungen Achilles, Wiki Commons 


Am 05.06.2020 erwartet uns eine Mondfinsternis, die den Auftakt einer Reihe von Sonnen- und Mondfinsternissen bildet, die in den kommenden 18 Monaten auf der Achse Zwillinge-Schütze stattfinden. Es handelt sich um eine Halbschattenfinsternis, die im gesamten deutschsprachigen Raum zu beobachten sein wird. Auch wenn Halbschattenfinsternisse in Astronomiekreisen meistens nicht mit der gleichen Spannung erwartet werden, wie totale Finsternisse, habe ich immer wieder festgestellt, dass gerade die teilweise Verfinsterung des Mondes ein besonders faszinierender Anblick sein kann. Im Gegensatz zu einer Sonnenfinsternis kann man eine Mondfinsternis bedenkenlos mit einem Fernglas beobachten. Wer sich das kosmische Schauspiel zu Gemüte führen will, sollte sich den 5. Juni also schon mal rot im Kalender anstreichen. Den genauen Zeitrahmen zur Beobachtung der Mondfinsternis findest Du hier: https://www.timeanddate.de/finsternis/mond/2020-juni-5


Astrologische Bedeutung der Finsternis

Aus astrologischer Perspektive spielt es weniger eine Rolle, ob wir eine Eklipse beobachten können oder nicht, denn aus astrologischer Sicht geht es vielmehr darum, dass wir die spezifischen Inhalte integrieren, die eine Finsternis zu bieten hat.

Bei einer Sonnen- oder Mondfinsternis öffnet sich sozusagen ein „Fenster zum Kosmos“, durch das neue Energien und neue Informationen zu uns auf die Erde gelangen. Gleichzeitig können wir in den Wochen, in denen eine Finsternis stattfindet, Altes und Verbrauchtes leichter aus unserem Leben entlassen. Vergleichbar mit dem Betriebssystem eines Computers, das regelmäßige Updates braucht, damit eventuelle Fehler im System korrigiert werden können und damit die Software auf den neuesten Stand gebracht werden kann, ermöglicht uns eine Eklipse eine Aktualisierung unserer psychologischen Programme. In Finsterniszeiten kann Wachstum im Zeitraffer stattfinden und die Ereignisse sind sehr komprimiert. Die Mondfinsternis, die am 05.06.2020 stattfindet, möchte uns vor allem darin unterstützen unsere Denk- und Kommunikationsweisen zu erneuern und behindernde Glaubenssätze aufzuspüren, damit wir unser Glaubenssystem an unsere aktuelle Realität anpassen können. Da die Mondfinsternis am absteigenden Mondknoten im Schützen stattfindet, geht es bei dieser Eklipse vor allem darum Altes loszulassen, um Raum für Neues zu schaffen.

Speziell die Ereignisse, die sich ca. zwei Wochen vor und ca. zwei Wochen nach der Eklipse in unserem Leben abspielen, können uns sehr plastisch vor Augen führen welche Denk- und Kommunikationsweisen eine Erneuerung gebrauchen können und welche Glaubenssätze uns in unserer Entwicklung behindern. Durch den Einfluss von Neptun auf die Eklipse geht es nun auch darum zu erkennen wo wir vielleicht zu hohe Ideale haben und uns selbst oder andere dadurch unter Druck setzen und wo wir Enttäuschungen provozieren, weil bestimmte Idealvorstellungen nicht in der Form realisiert werden können, wie wir es uns wünschen. Da Mars, der Energieplanet, ganz direkt an dieser Eklipse beteiligt ist, möchte uns diese Eklipse auch aufzeigen, wie wir konstruktiver mit unseren Aggressionen umgehen können und wie wir bewusster mit unseren Energien haushalten können.

In diesen Wochen können wir deutlich erkennen, wo wir dazu neigen das Kind mit dem Bade auszuschütten und wo wir weit über das Ziel hinausschießen oder wo wir umgekehrt kraftvoller und bestimmter auftreten sollten und ruhig mehr Gas geben können. Mars symbolisiert astrologisch die Art zu handeln, den Umgang mit Aggressionen, die Durchsetzungskraft und das Energieniveau. Vielleicht hat man nun Erlebnisse, die einem aufzeigen, dass man zu zaghaft vorgeht oder aber zu forsch auftritt. Wer dazu neigt seinen Ärger immer wieder zurückzuhalten und seine Wut runter zu schlucken, kann durch diese Eklipse zu einem konstruktiveren Umgang mit seinen Aggressionen finden. Wer umgekehrt dazu neigt mit Kanonen auf Spatzen zu schießen und seiner Wut ungezügelt freien Lauf zu lassen, erhält nun auch die Möglichkeit zu lernen auf eine positivere Art mit Aggressionen umzugehen. Da Mars einen direkten Bezug zur Sexualität hat, kann man nun besonders aufschlussreiche Erlebnisse im Zusammenhang mit Sexualität und Erotik haben, die einem bestimmte Zusammenhänge verdeutlichen, damit man in den kommenden Monaten entsprechende Veränderungen vornehmen kann. Eine Mondfinsternis hat eine ungefähre Wirkdauer von 6 Monaten. Wenn die Finsternis wichtige Punkte in unserem persönlichen Horoskop aktiviert, kann die Eklipse auch Veränderungen in unserem Leben anzeigen, die weit über die nächsten 6 Monate hinausgehen.

Da eine Mondfinsternis immer in Verbindung mit einem Vollmond stattfindet, kennzeichnet sie den Höhepunkt von einem bestimmten Zyklus. Eine Mondfinsternis ist sozusagen ein zigfach potenzierter Vollmond. Eine Mondfinsternis bringt also einen bestimmten Zyklus zu Ende und sie markiert gleichzeitig den Zeitraum, in dem ein neuer Zyklus in Gang gesetzt wird.


Astrologische Details

Die Mondfinsternis findet in der zweiten Dekade Schütze statt. Die Sonne befindet sich auf 15° Zwillinge, nahe der rückläufigen Venus, die sich auf 12° Zwillinge befindet. Der Mond befindet sich auf 15° im gegenüberliegenden Schützen. Die Sonne, die rückläufige Venus und der Mond bilden jeweils einen Spannungsaspekt (Quadrat) zu Mars auf 15° Fische. Der Spannungsaspekt zwischen der Sonne in den Zwillingen, dem Mond im Schützen und Mars in den Fischen ist exakt, warum der Einfluss von Mars auf diese Eklipse außergewöhnlich stark ist. Neptun, der Herrscher der Fische, steht unweit auf 20° Fische und befindet sich somit noch im Wirkungsfeld der Spannungsaspekte zur Mondfinsternis. Mars (die männliche Energie) und Venus (die weibliche Energie) bilden auch einen Spannungsaspekt (Quadrat) zueinander. Da Mars und Venus die wichtigsten Indikatoren für Liebesbeziehungen sind, kann es im Liebesleben nun heiß hergehen.  




Astrologische Grafik: Mondfinsternis 15°34' Schütze, am 05.06.2020, 21:24h MESZ



Die Mondfinsternis im Schützen ist also von Spannungsaspekten geprägt, aber Spannung kann auch notwendig sein, damit etwas in Bewegung kommt. Die entscheidende Frage ist wie bewusst wir mit der Spannung umgehen, die sich durch diese Eklipse zeigt. Auf der weltlichen Ebene zeigen sich derzeit Eskalationen an vielen Orten, das muss aber nicht bedeuten, dass wir uns von den aggressiven kollektiven Energien anstecken lassen. Wir können nun aber auch direkt in eine Situation geraten, die uns dazu auffordert Position zu beziehen, den Mund aufzumachen oder uns gegen Angriffe oder Ungerechtigkeiten zu wehren.

Erwähnenswert ist, dass am 04.06.2012 eine Mondfinsternis im Schützen stattfand, die ein paar auffällige Ähnlichkeiten zur aktuellen Eklipse aufweist. Bei der damaligen Mondfinsternis bildete Mars auch einen Spannungsaspekt (Quadrat) zur Sonne und zur rückläufigen Venus in den Zwillingen und zum Mond im Schützen. Während sich Mars jetzt in den Fischen befindet, befand sich Mars damals zwar in der gegenüberliegenden Jungfrau, aber trotzdem gibt es auffällige Parallelen zwischen diesen beiden Eklipsen. Aufgrund der genannten Ähnlichkeiten können wir uns mal überlegen was sich damals in unserem Leben ereignet hat. Vielleicht erkennen wir bestimmte Parallelen zur Gegenwart, die uns zeigen, was wir jetzt anders machen wollen oder vielleicht können wir durch den direkten Vergleich auch erkennen in welchen Bereichen wir viel dazu gelernt haben und uns weiterentwickelt haben. Jupiter, der Herrscher des Schützen, will in erster Linie unser Wachstum und unsere Weiterentwicklung anregen, von daher geht es auch im Schützen darum über unsere bisherigen Grenzen hinauszuwachsen.


Den Bogen spannen, aber nicht überspannen 

Da der Schütze einen Bogenschützen darstellt, muss er lernen Spannung aufzubauen und sie zu halten, denn ein Bogen braucht das richtige Maß an Spannung, damit der Pfeil sein Ziel treffen kann. Auf der anderen Seite muss ein Bogenschütze ganz genau wissen in welchem Moment er die Spannung loszulassen hat, damit der Pfeil im richtigen Augenblick abgeschossen wird. Man sollte den Bogen bekanntlich auch nicht überspannen, sprich, man sollte sich vor Übertreibungen vorsehen. Übertreibungen und Fehleinschätzungen sind wichtige Lernaufgaben für den Schützen.

Durch die Spannungsaspekte, die Mars zu der Mondfinsternis im Schützen bildet, spielt der Umgang mit Spannungen nun eine entscheidende Rolle. Manchmal geht es darum Spannung auszuhalten, bis sie sich wieder auflöst. Manchmal geht es darum Spannung gekonnt aufzubauen und sie genüsslich auszukosten, z.B. in der Kunst oder in der Erotik. Manchmal geht es darum Spannung plötzlich zu entladen, z.B. durch Sport, durch Sex oder durch einen leidenschaftlichen Streit, der wie ein reinigendes Gewitter wirkt. Und manchmal geht es darum sachlich zu bleiben und die Spannung Stück für Stück abzubauen, indem man über die Themen spricht, die die Spannung verursacht haben. Da Merkur, der Kommunikationsplanet, der Herrscher der Zwillinge ist und da sich die Sonne, die rückläufige Venus und der aufsteigende Mondknoten in den Zwillingen befinden, dürfte die letztgenannte Variante nun in vielen Fällen das Mittel der Wahl sein.


Kopf und Bauch zu Wort kommen lassen

Merkur befindet sich zur Mondfinsternis im Krebs, im Zeichen der Gefühle. Der Krebs wird vom Mond beherrscht und der Mond befindet sich im Schützen. Merkur bildet einen anregenden Aspekt (Sextil) zu Uranus im Stier, was darauf hinweist, dass unsere Art der Kommunikation nun eine Erneuerung erfährt. Der stimulierende Aspekt zwischen Merkur im Krebs und Uranus im Stier kann auch die Intuition steigern, er kann mehr geistige Offenheit bewirken und er kann sehr inspirierend sein.

Merkur im Krebs verhilft uns dazu unsere Gefühle in Worte zu fassen und auch heikle Themen auf eine einfühlsame Art anzusprechen. Mit Merkur im Krebs kommt es weniger darauf an was wir sagen, sondern viel mehr wie wir etwas sagen, weil Gefühle in diesem Zeichen eine so große Rolle spielen. Vielleicht finden wir nicht immer die richtigen Worte, aber wenn unsere Gefühle im Gespräch transportiert werden, erreichen wir unser Gegenüber trotzdem. Wenn nun ein wichtiges Gespräch ansteht, sollten wir uns nicht den Kopf zerbrechen und jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern wir sollten versuchen mehr aus dem Bauch zu sprechen. Es spielt natürlich auch eine Rolle um welche Art von Gespräch es sich handelt. Wenn es sich um ein geschäftliches Gespräch handelt, sollte man natürlich etwas nüchterner und sachlicher an die Dinge herangehen, als wenn es sich um ein persönliches Gespräch handelt. Aber auch in einem geschäftlichen Gespräch kann es Wunder wirken, wenn man sich emotional auf den Gesprächspartner einstellt. Tatsächlich achten wir auch in beruflichen Entscheidungen viel mehr darauf wie sich etwas anfühlt, als uns oft bewusst ist.

Interessanterweise wird der Kommunikationsplanet Merkur vom 18.06.2020 bis zum 12.07.2020 im Krebs rückläufig sein. Zudem erwartet uns am 21.06.2020 eine Sonnenfinsternis im Krebs und am 05.07.2020 findet eine Mondfinsternis auf der Achse Krebs-Steinbock statt. Der aufsteigende Mondknoten lief von November 2018 bis Anfang Mai 2020 durch den Krebs. In den vergangenen anderthalb Jahren ging es auf einer kollektiven Ebene darum, dass wir die Krebs-Themen integrieren. Obwohl sich der aufsteigende Mondknoten mittlerweile in den Zwillingen befindet, spielen die Krebs-Themen durch den rückläufigen Merkur und durch die Sonnenfinsternis im Krebs in den kommenden Wochen noch mal eine besondere Rolle. Der Umgang mit und der Ausdruck von Gefühlen und das Gefühl von Heimat, Schutz, Fürsorge und Sicherheit stehen durch die Krebs-Betonung erneut im Fokus. Des weiteren geht es hier um Ernährungsfragen, ganz direkt, aber auch im übertragenen Sinn, sprich, um die Frage wer oder was uns nährt und inwieweit wir andere nähren und uns fürsorglich verhalten. Da der Krebs das „Muttertier“ des Zodiaks ist, stehen hier auch Mutterschafts- und Familienthemen im Vordergrund. Auch in dem Fall geht es um die tatsächliche Mutterschaft, aber auch um die Beziehung, die wir zu unser aller Mutter haben, also die Beziehung, die wir zu „Mutter Erde“ haben. 


Sternbild Schütze, Till Credner, Wiki Commons


Erneuerung der Schütze-Themen

Der aufsteigende Mondknoten läuft vom 05.05.2020 bis zum 18.01.2022 durch die Zwillinge, während sich der absteigende Mondknoten zeitgleich durch den Schützen bewegt. Eine ausführliche Erklärung dieses wichtigen Transits findest Du hier: https://symbolsysteme.blogspot.com/2020/04/mondknoten-in-zwillinge-schutze-2020.html

Da es sich um die erste Mondfinsternis im Schützen handelt, die während des anderthalbjährigen Transits vom absteigenden Mondknoten durch Schützen stattfindet, geht es bei dieser Eklipse darum, dass wir uns nun möglichst bewusst mit den Schattenseiten des Schützen auseinandersetzen, damit wir in den kommenden 18 Monaten freie Bahn haben und uns auf die Zwillinge-Themen konzentrieren können. Durch einen Fokus auf die Zwillinge-Themen können wir die Fallen des absteigenden Mondknotens im Schützen leichter durchschauen, bzw. im günstigsten Fall können wir sie ganz umgehen und von den positiven Seiten des Schützen profitieren.

Besonders entscheidend in der Symbolik der Zwillinge ist, dass es sich hier um zwei handelt und nicht um einen, wie im gegenüberliegenden Schützen. Von daher besteht eine der wichtigsten Lernaufgaben der Zwillinge darin zu erkennen, dass wir alle eigenständige Individuen sind und dass andere Menschen anders denken können als wir, dass sie einen anderen Erfahrungshorizont haben als wir und dass sie aus einer anderen Perspektive auf bestimmte Angelegenheiten blicken als wir.

In den Zwillingen ist das A und O nicht von uns auf andere zu schließen und zu meinen wir wüssten schon was der andere denkt, fühlt oder beabsichtigt. In den Zwillingen geht es darum anderen möglichst vorurteilsfrei zu begegnen und sie dann nach und nach immer besser kennenzulernen. Projektionen spielen in dem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Da jeder Mensch immer nur von sich und von seinen bisherigen Erfahrungen ausgehen kann, sind Projektionen ein natürlicher Bestandteil von zwischenmenschlichen Begegnungen. Wir können aber entweder stur an dem Bild festhalten, das wir uns von jemandem gemacht haben, oder wir können versuchen mit Offenheit auf andere Menschen zuzugehen, wir können neugierig auf das sein, was es zu entdecken gibt und wir können uns immer wieder überraschen lassen.

In den Zwillingen geht es darum, dass wir uns erst nach und nach ein Bild machen, sei es von einem bestimmten Menschen oder über ein bestimmtes Thema. Während der Schütze schnell ein Urteil fällt und während es im Schützen darum geht eine Situation intuitiv zu erfassen, geht es in den Zwillingen darum so vorurteilsfrei wie möglich auf andere Menschen zuzugehen, mit einem offenen Geist an neue Themen heranzugehen und sich erst nach und nach ein Bild zu machen, anhand der Informationen, die man Stück für Stück sammelt.

In den kommenden 18 Monaten, solange sich der absteigende Mondknoten durch den Schützen bewegt, geht es auf einer kollektiven Ebene und auf der individuellen Ebene um die Auseinandersetzung mit den problematischen Seiten des Schützen. Die Schattenseiten des Schützen können sich in behindernden Glaubenssätzen äußern, in Vorurteilen, Rechthaberei, Selbstgerechtigkeit, Selbstjustiz, Bigotterie, Doppelmoral, Scheinheiligkeit und spirituellem oder religiösem Missbrauch. Der Schütze hat - wie jedes andere Zeichen - natürlich auch viele positive Eigenschaften. Aber durch den Transit vom absteigenden Mondknoten durch den Schützen können wir in den kommenden anderthalb Jahren vermehrt mit den Schattenseiten des Schützen in Berührung kommen. 

Höchstwahrscheinlich sind wir nicht von all den genannten Schattenseiten des Schützen persönlich betroffen, aber Vorurteile hat bestimmt jeder von uns. Es geht nicht darum, dass wir uns dafür verurteilen, wenn wir Vorurteile haben, aber wir können uns nun fragen woher diese Vorurteile stammen, inwiefern diese Überzeugungen tatsächlich auf unseren persönlichen Erfahrungen basieren oder ob wir bestimmte Vorurteile von anderen übernommen haben, vielleicht von unserer Familie, von den Medien oder vom Freundeskreis. Vorurteile können, ebenso wie Glaubenssätze, sehr unbewusst wirken. Oft sind wir uns gar nicht darüber bewusst, dass wir bestimmte Vorurteile haben. Bei Vorurteilen muss es sich nicht immer um negative Überzeugungen handeln, wir können auch positive Vorurteile haben, wie z.B. religiöse Menschen sind immer rechtschaffene Menschen oder Tierliebhaber sind immer gute Menschen.

Auch wenn ein Begriff wie „spiritueller Missbrauch“ sehr dramatisch klingt und man damit vielleicht ein auffälliges, extremes Verhalten assoziiert, hat wahrscheinlich jeder, der sich eingehend mit Spiritualität beschäftigt, schon irgendeine Form von spirituellen Missbrauch erlebt. Spiritueller Missbrauch kann sich z.B. darin äußern, dass man extrem überhöhte, unrealistische Ansprüche an sich selbst hat und dass man sich innerlich immer wieder kritisiert und zensiert, wenn man diesen Idealvorstellungen nicht gerecht wird. Man kann sich für bestimmte Gedanken oder für bestimmte Gefühle schämen, weil man meint als spiritueller Mensch dürfte man solche Gedanken oder Gefühle nicht haben. Man unterzieht sich also einer Form von Selbstgeißelung, um es mit religiösen Worten auszudrücken. Eine ständige Zensur der eigenen Gedanken, der eigenen Gefühle und des persönlichen Selbstausdrucks, führt auf Dauer dazu, dass man sich immer mehr von sich selbst entfernt. Im Extremfall ist man dann irgendwann nur noch ein Schatten seiner selbst. Derartiges kann man natürlich auch durch andere Menschen erleben, z.B. wenn man sich einer spirituellen Gruppe oder einer religiösen Gemeinschaft anschließt, in der bestimmte Verhaltensweisen, Denkweisen und Lebensarten zum Status Quo gehören. Sobald man sich in einer solchen Gruppe anders verhält, als die Gruppe es für richtig hält, wird man direkt oder indirekt zurechtgewiesen. Derartige Mechanismen können auf eine sehr subtile, unterschwellige Art ablaufen, so dass manchmal schon bestimmte Blicke reichen, um jemandem zu zeigen, dass sein Verhalten unerwünscht ist und dass er sich schnell wieder an die Gruppe anpassen soll. Oder man wird dadurch in die Schranken gewiesen, dass man immer wieder ignoriert wird, wenn man Fragen stellt, die der Gruppe unangenehm sind oder wenn man Themen anspricht, die gewisse Dinge infrage stellen. In dem Zusammenhang kann dann auch die oben erwähnte Scheinheiligkeit mit ins Spiel kommen, denn wenn den Gruppenmitgliedern immer wieder das Gefühl vermittelt wird, dass sie nur als spirituell oder religiös gelten, wenn sie sich soundso verhalten, wenn sie auf die und die Art ihr Leben führen und wenn sie die und die Meinungen vertreten, werden sich viele Mitglieder der Gruppe nach außen hin anders geben als sie tatsächlich sind. In extremen Fällen kann man schon von einer Gehirnwäsche sprechen, die sich darin äußern kann, dass man nicht mehr mit der eigenen Wahrheit in Kontakt ist, weil man sich selbst immer wieder zensiert hat und weil man von anderen andauernd zensiert wurde, so dass man gar nicht mehr weiß was man eigentlich wirklich denkt und fühlt und was man selbst für richtig oder falsch hält.

Eine jede spirituelle oder religiöse Gruppe braucht natürlich gemeinsame Werte und gewisse Richtlinien, an denen sich die Gruppenmitglieder orientieren können. Wenn das aber soweit führt, dass man nichts hinterfragen darf und dass jede Individualität unterdrückt wird, sollte man stutzig werden. Wann immer wir uns in einer Gruppe befinden, in der wir keine Fragen stellen dürfen und in der wir keine eigene Meinung vertreten dürfen, können wir davon ausgehen, dass in dieser Gruppe etwas Grundlegendes falsch läuft. Es muss sich in dem Zusammenhang nicht um eine spirituelle oder religiöse Gruppe handeln, es kann sich auch um eine politische oder humanitäre Gruppe handeln und auch in einer Zweierbeziehung, im Kollegenkreis oder in einer Familie können sich derartige Dynamiken bemerkbar machen.

Die erste Mondfinsternis im Schützen, die während des anderthalbjährigen Transits der Mondknoten durch die Achse Zwillinge-Schütze stattfindet, möchte uns verdeutlichen wo wir uns in Hinblick auf die genannten Themen vielleicht in unguten Dynamiken befinden. Da Neptun an dieser Eklipse beteiligt ist, können die Dinge sehr verdeckt ablaufen und sie können sich auf eine diffuse Art bemerkbar machen. Von daher sollten wir nun auch auf kleinere Signale und Andeutungen achten und wir sollten auch bei subtilen Manipulationsversuchen hellhörig werden und nachhaken.

Wir können uns nun fragen, ob wir uns in einer Beziehung befinden, in der wir immer wieder das Gefühl haben, dass wir bestimmte Dinge nicht ansprechen dürfen. Wenn dies der Fall ist, sollten wir uns fragen, ob wir uns selbst zurückhalten oder ob wir wiederholt die Erfahrung gemacht haben, dass wir für bestimmte Fragen, Verhaltensweisen oder Meinungen in irgendeiner Form bestraft werden. In den Zwillingen ist die Kommunikation das A und O. Im Schützen geht es um unsere persönliche Wahrheit. Von daher sollten wir uns nun fragen wie offen und ehrlich die Kommunikation in unseren Beziehungen abläuft und wie transparent es hier zugeht.




Verlauf einer Mondfinsternis, Wiki Commons



Sensibilität und Dünnhäutigkeit

Durch den Spannungsaspekt von Mars in den Fischen und durch den Einfluss von Neptun auf diese Eklipse, können wir uns in diesen Wochen besonders dünnhäutig und durchlässig fühlen. Das muss keineswegs immer unangenehm oder von Nachteil sein. Wenn wir uns gut aufgehoben fühlen, wenn wir uns in einem schönen Umfeld befinden und wenn wir mit Menschen zusammen sind, mit denen wir uns wohlfühlen, kann es sehr angenehm sein, wenn die Grenzen zwischen Innen und Außen und zwischen Ich und Du verschwimmen. In dem Fall kommen wir dann in den Genuss der transzendentalen Erfahrungen, die uns die Fische ermöglichen. Wir können eine tiefe Verbundenheit empfinden und wir können uns wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser fühlen. Wenn wir uns jedoch in einem Umfeld befinden, in dem es sehr rau und harsch zugeht und wenn wir es mit Menschen zu tun haben, die wenig Einfühlungsvermögen haben, kann die fischetypische Dünnhäutigkeit als schmerzhaft empfunden werden und sie kann verwirrend sein, weil wir nicht mehr klar erkennen was zu uns gehört und was von Außen auf uns einwirkt.

Die wenigsten von uns leben in dem Paradies, nach dem sich die Fische sehnen und schon gar nicht dauerhaft. Die meisten von uns müssen sich, zumindest zeitweise, auch mit unschönen Realitäten auseinandersetzen, sei es ein Streit mit einem Kollegen, ein schwieriges Gespräch einem Chef, ein unfreundlicher Mensch, der uns beim Einkaufen oder im Straßenverkehr begegnet oder eine komplizierte Auseinandersetzung mit dem Partner oder mit einem Familienangehörigen. Und auch wenn in unserem persönlichen Umfeld alles in bester Ordnung ist, leben wir in einer Welt, in der viel Hässliches passiert. Von daher werden wir uns kaum dauerhaft in dem paradiesischen Zustand befinden, den uns die Fische verheißen, es sei denn wir schwimmen nur in einem kleinen Teich, sprich, wir verschließen uns vor den Abgründen des Lebens und der Welt. Das kann nicht der Sinn des Lebens sein, denn Reibungen, Spannungen, Konflikte und Auseinandersetzungen stellen uns auf die Probe und sie fördern unser Wachstum. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir Konflikte und Probleme provozieren müssen, nur um wachsen zu können. Das ist auch nicht nötig, denn das Leben bietet genug Gelegenheiten... Wir können uns immer wieder bewusst mit dem verbinden, was wir als angenehm empfinden und wir können immer wieder in die himmlischen Gefühle, die uns die Fische vermitteln, eintauchen. Das sollte aber nicht so weit führen, dass wir Konflikten immer ausweichen und unsere Beziehungen darunter leiden, weil wir nicht ehrlich sind. In den Fischen können wir eine solche Sehnsucht nach dem Idealzustand haben, dass wir versuchen uns alles schön zu reden, nur um ein Gefühl der Harmonie und des Friedens aufrechtzuerhalten. Wir können so konfliktscheu sein, dass wir noch eher in Kauf nehmen, dass eine Beziehung zerbricht, als dass wir uns den Problemen stellen. Die Konfliktscheue der Fische kann auch in anderen Lebensbereichen zu Nachteilen führen, z.B. im beruflichen Bereich. Da Mars der Planet der Konfliktfähigkeit ist, hat er in den Fischen eine herausfordernde Position, denn hier muss er lernen Konflikte offen und direkt auszutragen. Wenn er das nicht lernt, kann er sich entweder zum Fußabtreter für andere machen oder er versucht seine Ziele indirekt, also auf eine manipulative Art, zu erreichen.     

Die Symbolik des Fische-Zeichens, die zwei Fische zeigt, die in unterschiedliche Richtungen schwimmen, verweist auf die Polarität, die das irdische Leben mit sich bringt. So wie das Luftzeichen Zwillinge auf einer mentalen, intellektuellen Ebene die Wechselwirkung zwischen Polaritäten verkörpert, symbolisiert das Wasserzeichen Fische diese Wechselwirkung auf der emotionalen Ebene. Gut und böse, Leben und Tod, hell und dunkel, Liebe und Hass, Himmel und Hölle, Freude und Trauer, schön und hässlich, männlich und weiblich, aktiv und passiv, stark und schwach, schwer und leicht... Die Welt, in der wir leben, ist von Gegensätzen geprägt. Mit der starken Fische-Betonung und der starken Zwillinge-Betonung haben wir es nun auf der emotionalen und auf mentalen Ebene mit Polaritäten und Extremen zu tun. Auf der weltlichen Ebene zeigen sich die Spannungen, die dadurch entstehen, nur allzu deutlich. Auch wenn unser persönliches Leben derzeit vielleicht ganz friedlich verläuft und alles in bester Ordnung ist, stellt uns diese Eklipse vor die grundlegende Frage wie wir persönlich mit Konflikten umgehen und wie wir Spannungen handhaben.  








Verbindungen schaffen

Der Schütze ist ein Zentaur, ein mythisches Mischwesen, das halb Pferd und halb Mensch ist. Der Schütze verkörpert die Synthese, er ist der Alchemist des Zodiaks. Im Schützen geht es darum aus Blei Gold zu machen, sprich, aus etwas Dunklem, Schwerem und Wertlosem etwas Lichtes, Leichtes und Wertvolles zu machen. Der Schütze fordert uns dazu auf das große Ganze zu erkennen und zu verstehen, dass das Eine ohne das Andere nicht existieren kann. Der Schütze möchte uns dazu verhelfen Extreme zu vereinen, indem wir das Grobe, Wilde und Ungeschliffene - das Tier in uns - ebenso annehmen, wie das Feine, Gezähmte und Kultivierte.

Die erste Mondfinsternis, die während des anderthalbjährigen Transits der Mondknoten durch die Achse Zwillinge-Schütze stattfindet, kann viel Heilung bringen und sie kann uns dazu verhelfen uns mit Aspekten unserer Selbst zu versöhnen, mit denen wir vielleicht lange gehadert haben. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist Ehrlichkeit; die Ehrlichkeit uns selbst gegenüber, die immer eine Grundvoraussetzung für die Ehrlichkeit anderen gegenüber ist. Der Schütze kann brutal ehrlich und direkt sein, er kann andere dadurch vor den Kopf stoßen, er kann arrogant, selbstherrlich und überheblich wirken, wenn er andere unbedingt von etwas überzeugen will.

Mit dem aufsteigenden Mondknoten in den Zwillingen stehen wir in den kommenden 18 Monaten vor der Herausforderung zu erkennen wann wir mit Ehrlichkeit und Direktheit zielgerichtet wie ein Pfeil ins Schwarze treffen können und wann wir uns lieber zügeln sollten, unsere Worte mit Bedacht wählen sollten und berücksichtigen sollten, dass wir alle unsere eigene Perspektive haben und dass wir alles immer im Rahmen unseres persönlichen Erfahrungshorizonts wahrnehmen. Wenn wir Verbindungen in unserem Inneren schaffen und innere Extreme ins Gleichgewicht bringen, werden dadurch auch die Beziehungen, die wir zu anderen haben, positiv beeinflusst. Wir können uns nicht jedem so nah fühlen, wie einem Zwillingsbruder oder einer Zwillingsschwester, aber wir können versuchen jeden so zu akzeptieren, wie er ist. Und wenn das nicht möglich ist, kann man sich immer noch aus dem Weg gehen. Die Welt ist groß genug und es ist genug für alle da.


Viele liebe Grüße mit den Sternen

Lia 

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