Montag, 20. Juni 2011

Wenn der Drache den Mond verschluckt - Mondfinsternis am 15. Juni 2011







„Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen;
und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen,
und das Meer und die Wassermengen werden brausen,
und Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge,
die kommen sollen auf Erden; denn auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen.


Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke
mit großer Kraft und Herrlichkeit.

Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter,
darum daß sich eure Erlösung naht.“


(Lukas 25-28)


Unheilvolle Ankündigungen überschatten die erste Mondfinsternis am 15.06.2011 in diesem Jahr, die uns durch die Juninacht begleiten wird.

Das kosmische Schauspiel beginnt um 19:23h Mitteleuropäischer Sommerzeit mit seinem ersten Kontakt, dem Eintritt in den Halbschatten, und wird um 01:02h MESZ am 16. Juni mit seinem 6. Kontakt, bei seinem Austritt aus dem Halbschatten, enden.

Diese totale Finsternis ist mit einer Dauer von ca. 6 Stunden eine der längsten Mondeklipsen in diesem Jahrhundert. Mit einer 101 minütigen totalen Phase, liegt sie nur 7 Minuten unter der maximalen Rekordzeit.

Wahrscheinlich werden wir in Deutschland den astronomischen Berechnungen zur Folge anfangs leider relativ wenig zu sehen bekommen, da der Himmel um 21:22 h MESZ bei Mondaufgang noch zu hell ist, wenn die totale Phase der Eklipse mit dem 3. Kontakt beginnt.

Allerdings haben wir hier gute Chancen sehr eindrucksvolle Bilder der zweiten Hälfte der Eklipse einfangen zu können, vorausgesetzt, dass wir einen klaren Himmel haben.

Der gesamte Verlauf dieser Finsternis, die dem Saroszyklus 130 entstammt, der 1416 begann und 2696 endet, wird in Süd-Ost-Mitteleuropa, Süd-Ost- und Zentral-Afrika, Australien und vielen Teilen von Asien optimal zu beobachten sein.

Aber auch wenn wir eine Finsternis nicht sehen können, sind ihre Energien und Muster unter ihrem Einfluss präsent, ebenso wie wir die Gravitation nicht sehen können, und sie dennoch spüren und von ihr abhängig sind, so wie auch Radiowellen uns beeinflussen, ohne dass wir sie sehen oder sie berühren können.

Die erste Mondfinsternis im Jahr 2011 findet im Tierkreiszeichen Schütze statt. Bei einer Sonnenfinsternis stehen Sonne und Mond immer im gleichen Tierkreiszeichen und im gleichen Sternbild, während bei einer Mondfinsternis diese beiden für uns wichtigsten Himmelskörper in Opposition, also in gegenüberliegenden Zeichen zueinander stehen, in diesem Falle auf der Tierkreiszeichen-Achse Schütze/Zwillinge.

Wir sollten bedenken, dass Tierkreiszeichen und Sternbilder nicht miteinander übereinstimmen. Die Astrologie arbeitet in der Regel mit der sogenannten tropischen Tierkreiseinteilung, in der 12 Zeichen vom Frühlingspunkt ausgehend in jeweils 30 Grad messende Abschnitte unterteilt werden, im Unterschied zu der siderischen Tierkreiseinteilung, welche auf den sichtbaren und astronomisch relevanten Sternbildern beruht.

Grundsätzlich stehen die beiden kosmischen Lichter Sonne und Mond bei einer Finsternis nahe an der Mondknotenachse, die astrologisch anzeigt wo wir herkommen, was wir mitbringen in diese Welt (südlicher Mondknoten/Drachenschwanz), und wo wir hingehen, was wir 'ausschütten' in unserem Leben (nördlicher Mondknoten/Drachenkopf).

Der nördliche Mondknoten befindet sich bei dieser Finsternis im Sternbild Ophiuchus, dem ‚Schlangenträger‘.

Das Sternbild Ophiuchus, das zwischen Skorpion und Schütze liegt, wurde vermehrt seit den 90er Jahren von einigen Astrologen als eventuelles 13. Tierkreiszeichen untersucht.

Der allgemeinen Überlieferung nach stellt der Schlangenträger Ophiuchus Asklepios (lat. Äskulap) den Sohn des Apollon und seiner Geliebten Koronis dar. Von Asklepios leitet sich der schlangenumrankte Äskulapstab ab, der noch heute als Symbol für Heilkunst gilt, und somit wieder eine Verbindung zum Tierkreiszeichen Schütze aufweist, dem Zeichen der Alchimie.

Hier gibt es einige interessante Zusammenhänge, denn diese Eklipse befindet sich astrologisch gesehen auch unweit entfernt vom galaktischen Zentrum was sich auf ca. 27° Schütze befindet, und welches das Massenzentrum unserer Milchstraße ist, und das nächste uns bekannte supermassenreiche Schwarze Loch enthält, was den ‚Endzeittheorien‘, die diese Finsternis begleiten, zusätzlich Stoff gibt.

Bei all der Negativ-Propaganda, die diese auch als ‚Blutmond‘ bezeichnete Finsternis als ein Zeichen des uns bevorstehenden Weltuntergangs mitheranzieht, sollten wir bedenken, dass die Menschen seit jeher Sonne- und Mondfinsternisse mit schrecklichen Geschehnissen bis hin zur Angst vor dem Untergang der Erde in Verbindung brachten.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte wurden in sämtlichen Kulturen Sonnen- und Mondfinsternisse als ein Zeichen der Götter angesehen.

Im alten China herrschte die Annahme ein grosser Drache würde bei einer Finsternis den Mond verschlucken, warum die Menschen einer Finsternis mit grosser Angst entgegensahen, und versuchten ihre Götter mit Opfergaben und Ritualen zu besänftigen. Die Chinesen glaubten, der Drachen müsse getötet werden, damit die Welt gerettet werden könne. Trommelrituale und Gesänge begleiteten die Anbetungen, und der Kaiser war von der rechtzeitigen Benachrichtigung der Astrologen abhängig, damit er seine Bogenschützen aussenden konnte, um den Drachen zu töten oder aber wenigstens zu vertreiben.



In der nordischen Mythologie ist es der Wolf Hati (vergleiche Hate: altnordisch für Hass) der den Mond verfolgt. Hati jagt den Mondgott Mani gnadenlos in seinem Wagen über den Sternenhimmel, und treibt so den Mond zu immer mehr Eile und Panik an. Es heisst am Tag des Weltuntergangs (Ragnarök) wird der Wolf den Gejagten einholen, packen und zerfleischen. Der Mondhund Managarm wird den Mond verschlingen, worauf die Blutspritzer die Sonne am Himmel auf immer verdunkeln, was das Ende allen Lebens auf der Erde nach sich zieht.

Ragnarök


Trotz der angstbesetzten Bilder und der astronomisch weiten Entfernung der beiden Himmelskörper bei einer Mondfinsternis, wurde das kosmische Spiel in vielen Kulturen auch als die Vereinigung von Gott und Göttin angesehen, denn Sonne (Mann/Yang) und Mond (Frau/Yin) stehen sich direkt gegenüber, und können so ihre Andersartigkeit aber auch ihre Verbindung miteinander genau erkennen.

In der griechischen Mythologie ist Pandia die Tochter des Zeus (römisch Jupiter) und der Selene (römisch Luna, also Mondin), die Personifizierung des Lichts, deren besondere Schönheit unter den Göttern allgemein bekannt war. Man sagt sie würde leuchtend rot, wenn sie Herrenbesuch (Sonne) bekommt. Rot steht allgemein für Gefahr, Aggressionen, aber auch für Sexualität und Lust. Hoffen wir darauf, dass die Mondin heut Nacht vor Lust 'errötet', und die Gefahren gebannt werden können.


Es heisst die Mondgöttin Gleti des afrikanischen Königreichs Dahomey (heute Benin) wird bei einer Mondfinsternis von ihrem Mann besucht. Der Schatten ihres Mannes soll ihr Gesicht verschleiern. Einigen Eingeborenen zufolge schufen Gleti (Mond) und Lissa (Sonne) den Menschen; das Mond-Kind.

Gatte Lissa (Sonne) und Gattin Gleti (Mond) sind manches Mal unterschiedlicher Meinung, und so kommt es, dass Lissa seinen Lauf unterbricht, Gleti folgt, um sie zu schlagen. Wenn dies geschieht, fällt ein schwarzer Schatten auf Gletis Antlitz (Mond) und verdeckt ihr Licht. Auf diese Weise erklären sich die Eingeborenen die Mondfinsternisse und in solchen Zeiten durcheilen die Eweer die Strassen und versuchen mit lauten Rufen und Trommeln die Sonne zu verscheuchen.




Ganz gleich ob wir eine Finsternis nun positiv oder negativ betrachten wollen: während dieses Ausnahmezustands ist die magnetische Anziehungskraft zwischen Sonne und Mond stark genug um die Schichten die die Erde umgeben kurzzeitig zu öffnen, damit die kosmischen Kräfte, Energien und Informationen empfangen werden können.

Bei einer Finsternis öffnet sich sozusagen ein ‚Fenster‘ zum Kosmos. Es liegt nun an uns wie resonanzfähig und empfänglich wir sind um diese ‚Botschaften‘ in uns aufzunehmen, und es liegt allein bei uns was wir aus ihnen machen.

Das Tierkreiszeichen in dem die Mond Eklipse stattfindet beinhaltet den Stoff, die Themen und Informationen, an denen wir zu arbeiten haben, um unser Seelenwachstum zu fördern.

In diesem Falle will uns das Schütze Zeichen lehren, mit allen Vorurteilen zu brechen, über sie hinauszuwachsen, und die verschiedensten kulturellen, religiösen, philosophischen und spirituellen Strömungen anzuerkennen, und sie in einem grossen Meer zu versammeln und zu vereinigen.

Wir erkennen, dass wir nur durch das Verschmelzen der unterschiedlichen Anteile aller Kulturen die Chance auf wirkliches Wachstum und Expansion haben, und dass die mundane und die individuelle Entwicklung ihre Krönung in der Akzeptanz und der Gleichberechtigung aller Völker, Religionen und Philosophien findet.

Das Schütze Zeichen will uns den roten Faden zeigen, der sich durch alle Kulturen, Religionen und Philosophien zieht. Wenn wir den roten Faden finden, erkennen wir, dass wir vielleicht augenscheinlich anders aussehen, denken und argumentieren, aber letztlich alle auf das gleiche Ziel hinarbeiten. Das Ziel ist eine stetige Entwicklung in immer höhere Sphären.

Ob wir den Gipfel auf spiritueller, geistiger, materieller, emotionaler oder kreativer Ebene erklimmen wollen: der Sinn ist hier immer Erweiterung, Ausdehnung, Erhöhung. Die alchemistische Schlüsselformel Solve et Coagula; lösen und verbinden, unterliegt dem Zeichen Schütze.

Der Schütze ist der Alchimist unter den Sternzeichen! Er fordert uns auf alle Informationen zu sammeln und sie in einen grossen Schmelztiegel zu werfen, um den ‚Stein der Weisen‘; den Klumpen Gold hervorzubringen.

Das Zeichen Schütze ist in seiner entwickelten Form in der Lage den Mikrokosmos und den Makrokosmos zu erkennen und zu verbinden. Er weiss, dass er immer Lehrer und Schüler zugleich ist, egal in welcher Position er sich augenscheinlich grade befindet.

Sein Motto der Toleranz ‚Leben und leben lassen‘ soll uns zeigen, dass wir nur die Chance eines angenehmen Lebens auf dieser Welt haben, wenn wir die Gleichheit und Andersartigkeit im Kleinen wie im Grossen anerkennen und akzeptieren.

Da Pluto in Steinbock einen Spiegelpunkt auf den Finsternis Mond in Schütze, und auf die Sonne in den Zwillingen wirft, ist dies ein guter Zeitpunkt für Transformation und Transzendenz in den genannten Bereichen.
Allerdings nützt uns all der Optimismus und die Toleranz des Schützen nichts, wenn wir 'Sonne, Mond und Sterne' nicht ehren und sie gebührend behandeln. Die auch diese Finsternis betreffenden Weltuntergangstheorien sind hoffentlich mehr als übertrieben, aber wir sollten bedenken, dass die NASA ihre Sicherheitsstufen bereits alle 3 Monate erhöht, aufgrund aussergewöhnlicher Sonneneruptionen. Wir müssen der Tatsache ins Auge blicken, dass wir diesen Planeten ausbeuten und schändigen. Jede/r von uns ist verantwortlich für das was auf dieser Welt passiert.
Ich möchte uns Allen nahelegen zwar nicht in Panik zu verfallen, wie es die 'Urvölker' angesichts einer Finsternis taten, oder wie die Weltuntergangsbeschwörer es derzeit tun, aber dennoch sollten wir den 'blutenden' Mond heute Nacht zum Anlass nehmen, etwas mehr Umsicht und Fürsorge aufzubringen, für die so stark und unverwüstlich erscheinende Erde. 



Wir wollen diesen Mond heute Nacht gebührend empfangen und feiern. Der Mond (das ‚Weibliche‘, Emotionen, Gefühlsleben, Resonanz) sehnt sich mehr als jedes andere Planetenprinzip nach der ‚Materialisation‘ seines Innersten und seiner Schwingungen, warum mit ihm auch Rituale in sämtlichen Kulturkreisen verbunden sind.

Deshalb lasst uns tanzen, trommeln, malen, singen, feiern heute Nacht, ob wir nun dem Stamm der Gleti angehören, im alten China leben, oder im modernen New York: die Botschaft des Schützen ist universell wie er selbst: wir sind alle unterschiedlich und doch sind wir Eins.



Viele liebe Grüsse unter den Sternen *

Ailen Roc *



© TIPHARETH, Ailen Roc