„Loslassen kostet weniger Kraft als Festhalten und dennoch ist es schwerer.“
Detlev Fleischhammel
Am 27.04.2021 findet ein Vollmond in der ersten Dekade Skorpion statt, der einiges an Staub aufwirbeln kann. Der Skorpion neigt dazu die Themen, die lange unter den Teppich gekehrt wurden, an die Oberfläche zu holen. Wenn man bereit ist sich auch mit unbequemen Themen auseinanderzusetzen, kann man es als eine große Erleichterung empfinden, dass die Dinge sich offenbaren. Wenn man eher dazu neigt vor wichtigen Themen die Augen zu verschließen, kann man sich nun in die Enge gedrängt fühlen. Uranus, der große Revoluzzer, Reformer und Erneuerer, mischt ordentlich mit, denn Uranus bildet eine Konjunktion zur Sonne im Stier und eine Opposition zum Mond im Skorpion. Da der Skorpion das Zeichen ist, das die tiefsten Schichten unseres Seins berührt, können diese Wochen von intensiven Gefühlen begleitet werden. Da der Skorpion eins der ältesten Lebewesen auf diesem Planeten ist, symbolisiert er die archaischen Aspekte im Menschen, die tief im Unbewussten angesiedelt sind. Wenn wir bedenken, dass wir überwiegend vom Unbewussten gesteuert werden, wird schnell klar, dass unsere Kontrolle in vielerlei Hinsicht begrenzt ist. In der Psychologie heißt es „das Bewusstsein denkt, das Unbewusste lenkt“. Wenn wir also nicht nur die Beifahrer in dem Vehikel sein wollen, mit dem wir durchs Leben steuern, kommen wir nicht daran vorbei uns mit unseren unbewussten Mustern und Beweggründen auseinanderzusetzen.
Das Spannungsfeld, in dem sich der Skorpion bewegt, besteht aus einem weiten Spektrum zwischen einem zwanghaften Kontrollbedürfnis auf der einen Seite und der totalen Hingabe und Meisterschaft im Loslassen auf anderen Seite. Zwischen diesen Extremen gibt es viele Zwischenstufen. Der Skorpion symbolisiert Leidenschaft, Sexualität, Intimität, Tod und Wiedergeburt. Da die Astrologie eine Symbolsprache ist, geht es unter dem Einfluss vom Skorpion nur selten um den physischen Tod. Viel häufiger geht es hier um einen symbolischen Tod, also um eine grundlegende Wandlung, die so tiefgreifend und so intensiv ist, dass wir das Gefühl haben etwas Altes muss sterben, damit etwas Neues geboren werden kann. Viele von uns haben diese skorpionischen Grenzerfahrungen wahrscheinlich schon hautnah erlebt. Wenn wir eine besonders intensive Erfahrung machen, kann es sich anfühlen, als wenn ein Teil von uns stirbt. Wenn ein geliebter Mensch oder ein geliebtes Tier von uns geht oder wenn eine Beziehung „stirbt“, können wir meinen, dass das Leben nie wieder so sein wird, wie es einmal war. Wenn wir einem starken Skorpion Einfluss ausgesetzt sind, werden wir auf die eine oder andere Art aufgefordert loszulassen oder wir stehen vor der Herausforderung etwas Bestehendes von Grund auf zu verwandeln. Der Skorpion ist nicht nur das Zeichen des Stirb und Werde, er ist auch das Zeichen der Transformation.
Die Sonne, Uranus, Venus, Lilith und Merkur befinden sich zum Vollmond im gegenüberliegenden Stier. Im Stier geht es ums Festhalten und Bewahren, hier geht es darum etwas, das beschädigt ist, zu reparieren oder von vornherein dafür zu sorgen, dass es im guten Zustand erhalten bleibt. Im Stier geht es darum das zu hegen und zu pflegen, was man besonders wertvoll findet, wobei es sich um Sachwerte handeln kann oder um etwas Immaterielles, wie z.B. eine Beziehung, die einem besonders wichtig ist. Im Stier wollen wir Sicherheiten schaffen, hier wollen wir etwas aufbauen, das stabil und von Dauer ist. Im Skorpion müssen wir erkennen, dass Sicherheit, Stabilität und Dauerhaftigkeit dehnbare Begriffe sind, denn letztlich wird alles früher oder später sterben. Da es im Skorpion um den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen geht, symbolisieren der Stier und der Skorpion sehr gegensätzliche Themen, warum sich die beiden Zeichen im Zodiak direkt gegenüberstehen. Beide Prinzipien sind lebenswichtig. Manchmal geht es darum etwas zu erhalten oder es zu reparieren, wenn es beschädigt ist und manchmal geht es darum etwas loszulassen oder eine alte Form zu zerstören, damit eine ganz neue Form aufgebaut werden kann. Es gibt Gebäude, die so marode sind, dass es viel kostspieliger wäre sie zu sanieren, als sie abzureißen. Wenn man wirtschaftlich denkt, würde man ein marodes Gebäude eher abreißen und ein neues Gebäude aufbauen. Es gibt aber auch Gebäude, deren Restauration zwar sehr kostspielig ist, aber da sie so wertvoll und einzigartig sind, nimmt man die hohen Kosten für ihre Instandsetzung in Kauf. Ähnlich verhält es sich auch mit Beziehungen oder z.B. mit einer Firma. Wenn wir etwas wirklich wertschätzen, lassen wir es nicht einfach gehen. Wenn wir wissen, dass etwas einzigartig ist, ist uns auch klar, dass es nicht so einfach durch etwas anderes zu ersetzen ist. Diese Zeitqualität kann uns also mit der Frage konfrontieren was uns so viel wert ist, dass wir bereit sind alles daran zu setzen es zu erhalten oder es zu reparieren und in welchen Situationen es sinnvoller ist etwas endgültig loszulassen und Raum für etwas Neues zu schaffen.
In der „Wegwerfgesellschaft“, in der wir heute leben, haben die Stier-Qualitäten einen schwierigen Stand. Die Neigung etwas schnell wegzuwerfen und sich lieber etwas Neues zu kaufen, ist mittlerweile nicht nur im materiellen Bereich weit verbreitet, für viele Menschen wird es auch im zwischenmenschlichen Bereich immer normaler. Während es einerseits große Vorteile hat, dass wir heute nicht mehr nach dem Motto „bis dass der Tod uns scheidet“ leben, hat es andererseits auch ernstzunehmende Nachteile, dass diese Wisch-und-Weg-Mentalität, die ein Merkmal unserer Zeit ist, von immer mehr Menschen als normal empfunden wird. Wie kann man also einen gesunden Mittelweg gehen? Weder sollte man auf Teufel komm raus in einer Beziehung bleiben, auch wenn diese Beziehung einen schon lange nicht mehr erfüllt, noch sollte man vorschnell das Handtuch werfen und es gar nicht erst versuchen gemeinsam an Herausforderungen zu wachsen. Ähnliches gilt auch für andere Lebensbereiche. Im Stier geht es um Substanz und Qualität. Wenn wir etwas aufbauen wollen, das von hoher Qualität ist, brauchen wir die stiertypische Ausdauer und wir müssen bereit sein viel zu investieren.
Ein Vollmond auf der Achse Stier-Skorpion fordert uns dazu auf ein gesundes Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Themen der beiden Zeichen herzustellen. Während wir im Stier, durch die Macht der Gewohnheit und durch eine falsch verstandene Loyalität, viel zu lange festhalten können, können wir im Skorpion viel zu früh loslassen, wenn uns etwas oder jemand nicht mehr genug Intensität oder Wachstumschancen bietet. Da ein Vollmond auf der Achse Stier-Skorpion die Qualitäten der beiden Zeichen gegenüberstellt, können wir uns also fragen, ob wir in einigen Bereichen dazu neigen zu lange festzuhalten oder ob wir zu schnell gelangweilt oder zu ungeduldig sind und etwas aufgeben wollen, das eigentlich erhaltenswert ist.
Im 8. Haus, das mit dem Tierkreiszeichen Skorpion korrespondiert, geht es darum was wir mit wem teilen und wie tief wir uns auf etwas oder jemanden einlassen. Da uns ein Vollmond darin unterstützen kann Verbindungen zwischen gegensätzlichen Zeichen herzustellen, rückt dieser Vollmond das Thema „meins“, „Deins“ und „unseres“ in den Fokus. Während es im Stier um das geht, was uns gehört, geht es im gegenüberliegenden Skorpion um das was anderen gehört. Auf der Achse Stier-Skorpion geht es darum welche Ressourcen wir mit anderen teilen. Hier geht es also darum was wir in eine Beziehung investieren, sei es in eine berufliche oder in eine private Verbindung, und was andere in die jeweilige Beziehung investieren. In dem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage inwieweit uns bestimmte Verbindungen eher Gewinne oder eher Verluste einbringen. In beiden Zeichen geht es um materielle und um immaterielle Ressourcen. Wir können materielle Dinge, wie ein Haus, ein Grundstück oder Geld mit anderen teilen und wir können immaterielle Ressourcen wie Gefühle, Ideologien, Wissen oder Zeit mit anderen teilen. Wenn man in einer bestimmten Beziehung immer wieder feststellt, dass man viel mehr verliert als man gewinnt, sollte man sich jetzt fragen warum man diese Dynamik aufrechterhält. Venus, der Planet der die eigenen Werte symbolisiert, bildet einen Spannungsaspekt (Quadrat) zu Saturn, dem Planet der Grenzen. Wenn man sich also in einer Situation befindet, in der man viel mehr investiert, als man zurückbekommt, ist es an der Zeit sich zu fragen, ob man in der jeweiligen Angelegenheit die Grenzen neu definieren muss. Vielleicht geht man aber auch zu vorsichtig mit bestimmten Ressourcen um, weil man meint man müsste auf ein fernes Irgendwann hinsparen. Die Achse Stier-Skorpion ist die Genuss-Achse. Hier heißt es „wer nicht genießt, wird ungenießbar“. Wenn man dazu neigt zu sparsam zu sein, könnte es jetzt darum gehen sich etwas Schönes zu gönnen. Vielleicht ist es auch mal wieder an der Zeit einen Menschen, den man sehr liebt, zu verwöhnen oder sich selbst verwöhnen zu lassen.
Die Verbindung zwischen Saturn und Venus hat auch noch eine andere Bedeutung. Saturn symbolisiert nicht nur Grenzen, sondern auch Rückgrat zeigen und Integrität. Venus symbolisiert Selbstliebe und Selbstwert. Venus steht im Stier ganz besonders stark, denn Venus ist die Herrscherin vom Stier. Auch Saturn steht sehr stark im Wassermann, weil Saturn der Mitherrscher vom Wassermann ist. Selbstliebe und Integrität gehen Hand in Hand. Wenn wir unsere Integrität wahren, stärken wir automatisch unseren Selbstwert. Der Spannungsaspekt zwischen Venus und Saturn weist darauf hin, dass unsere Integrität und unsere Selbstliebe nun gewissen Herausforderungen ausgesetzt sein können. Vielleicht stehen wir jetzt in einer privaten oder in einer beruflichen Situation vor der Wahl, ob wir einem falsch verstandenen Pflichtgefühl folgen und eine bestimmte Fassade aufrechterhalten oder ob wir uns integer verhalten und das tun, was unserem Selbstwert entspricht. Vielleicht geht es jetzt auch darum in einer bestimmten Angelegenheit erwachsener und verantwortungsbewusster an die Dinge heranzugehen. Auch wenn sich das in dem Moment so anfühlen kann, als wenn man eine bittere Pille schlucken muss, kann es auf lange Sicht die Selbstachtung stärken. Selbstliebe bedeutet nicht, dass man immer nur das tut was sich im Moment gerade gut anfühlt. Ein Spannungsaspekt zwischen Venus und Saturn ruft nur selten Freudensprünge hervor, aber langfristig gesehen gewinnen wir, wenn wir uns unter dem Einfluss dieses Aspekts integer und verantwortungsbewusst verhalten.
Häutungszeit
Der Skorpion ist das einzige Sternzeichen, dem vier Totem zugeordnet sind: der Skorpion, die Schlange, der Adler und der Phönix. Der Skorpion gehört zu den Lebewesen, die einen langen und komplizierten Wachstumsprozess durchlaufen. Wie eine Schlange häutet sich auch ein Skorpion in regelmäßigen Abständen, wobei die Abstände zwischen den Häutungen mit zunehmendem Alter immer größer werden, bis der Skorpion ganz ausgewachsen ist. Die Häutungszeiten sind für den Skorpion selbst und für sein Umfeld mit einigen Gefahren verbunden, denn in der Zeit ihrer Häutung sind Skorpione besonders aggressiv, weil sie besonders angreifbar sind. Dem Skorpion wächst sein neuer Panzer unter seinem alten Panzer und unter großen Anstrengungen muss er sich aus seinem alten Panzer schälen. Der neue Panzer ist zunächst noch weich und verletzlich, warum Skorpione in ihrer Häutungszeit so angreifbar sind. Da es in den meisten Fällen seinen sicheren Tod bedeutet, wenn der Skorpion während der Häutung in seinem alten Panzer steckenbleibt, mobilisiert er alle ihm zur Verfügung stehenden Kräfte um die Häutung zu vollziehen. Von daher verlangen die Häutungszeiten ein Maximum an Konzentration auf den Häutungsprozess. Alles andere muss warten.
Ähnliches können auch wir erleben, wenn wir uns in einer Übergangsphase befinden. Vielleicht haben wir gerade eine schmerzhafte Erfahrung gemacht oder vielleicht haben wir eine alte Verletzung noch nicht ganz überwunden. Und vielleicht fühlen wir uns jetzt wie ein Skorpion in der Häutungszeit, in der wir uns aus unserem alten Panzer quetschen müssen, weil wir über ihn hinausgewachsen sind. Wenn wir derzeit merken, dass wir besonders empfindlich reagieren, sollten wir nun sehr fürsorglich mit uns umgehen. Die starke Besetzung im Stier unterstützt uns in unserer Selbstliebe und die Verbindung zwischen Stier und Skorpion verleiht uns besondere Regenerationskräfte. Auch diejenigen von uns, die gesundheitliche Probleme hatten, können diese Zeitqualität gut nutzen um sich körperlich zu regenerieren. Im Stier ist es sehr wichtig dem eigenen Tempo zu folgen. Der Stier ist ein Wiederkäuer und deshalb dauern „Verdauungsprozesse“ im Stier besonders lange, dafür sind sie aber auch besonders gründlich. Wenn Ihr Euch also körperlich oder psychisch momentan nicht ganz auf der Höhe fühlt, nehmt Euch ausreichend Zeit für Eure Regeneration und Stabilisierung.
Da es sich um einen Vollmond handelt, bei dem entgegengesetzte Zeichen aufeinandertreffen, geht es jetzt aber nicht darum nur die Stier-Themen im Auge zu behalten, sondern auch die Skorpion-Themen. Während der Stier in seiner Komfortzone bleiben will und Sicherheit als höchstes Gut ansieht, geht es im Skorpion nicht darum den Weg des geringsten Widerstands zu gehen und der Bequemlichkeit zu folgen. Im Skorpion geht es darum die eigenen Grenzen immer wieder auszuloten und den Weg zu wählen, der das eigene Energieniveau anhebt und die besten Wachstumsmöglichkeiten bietet. Im Skorpion müssen wir auch Risiken eingehen, wenn wir uns weiterentwickeln wollen. Von daher können wir uns nun fragen in welchen Angelegenheiten wir mehr Risikobereitschaft brauchen und unsere Komfortzone erweitern müssen und in welchen Angelegenheiten wir nun lieber auf Nummer Sicher gehen sollten und darauf achten sollten, dass etwas bequem und gemütlich abläuft.
Viele liebe Grüße mit den Sternen
Lia
Wichtige langfristige Themen der astrologischen Zeitqualität:
Mondknoten in Zwillinge-Schütze 2020 - 2022:
https://symbolsysteme.blogspot.com/2020/04/mondknoten-in-zwillinge-schutze-2020.html
Jupiter im Wassermann 2021:
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Saturn in Wassermann 2020 - 2023:
https://symbolsysteme.blogspot.com/2020/03/saturn-im-wassermann-2020-bis-2023.html
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