Freitag, 10. August 2018

Die Perseiden - Sternschnuppennächte





Bild: https://en.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons






Alle Jahre wieder ist es soweit....*))) Zwischen dem 17. Juli und dem 24. August eines jeden Jahres regnen die „Tränen des Laurentius“, die Perseiden, vom Nachthimmel, was bedeutet, dass um diese Zeit eine erhöhte Aktivität von Sternschnuppen zu verzeichnen ist. Alljährlich erreicht der Meteorstrom um den 12. August sein Maximum, so dass wir mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit mindestens eine Sternschnuppe zu sehen bekommen. Je nachdem in was für einer Umgebung wir uns aufhalten, ist es leichter einen Blick auf den Sternschnuppenschwarm zu erhaschen oder aber auch um einiges schwieriger. In ländlichen Gegenden, fernab vom Licht einer Großstadt oder an unbeleuchteten Meeresufern ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass wir den Sternschnuppenschauer beobachten können. Wenn man sich inmitten eines hell beleuchteten Stadtteils einer Großstadt befindet, könnte man es allerdings schon fast als ein kleines Wunder bezeichnen einen der beliebten „Wunscherfüller“ zu entdecken. Wer den Perseidenstrom also beobachten möchte, sollte sich in der Nacht vom 11. zum 12. und insbesondere in der Nacht vom 12. zum 13. August irgendwo aufhalten, wo es möglichst wenig künstliche Lichteinflüsse gibt. In diesem Jahr sollten sich die Sternschnuppen besonders deutlich vom Nachthimmel abheben, da am 11. August 2018 ein Neumond stattfindet, die Nacht entsprechend dunkel sein wird und sich der Mond die ganze Nacht unterhalb des Horizonts befindet. Bei entsprechender Wetterlage sollte die Sicht auf den Nachthimmel also außergewöhnlich klar sein. Da es von Jahr zu Jahr minimale Abweichungen gibt, geben Astronomen in diesem Jahr die Nacht vom 12.08. zum 13.08. als das günstigste Datum an, um die Sternschnuppen zu beobachten. Nachteulen und Frühaufsteher haben die besten Chancen einen Blick auf die Sternschnuppen zu erhaschen, denn zwischen 2h und 4h morgens ist die Wahrscheinlichkeit mindestens einen der himmlischen Leuchtstreifen zu sehen besonders hoch. Den atemberaubensten Sternschnuppenregen habe ich bisher am südlichsten Zipfel von Griechenland zu sehen bekommen, aber es gibt natürlich noch viele andere Gegenden auf der Nordhalbkugel, von denen aus der Sternschnuppenschwarm bestens zu beobachten ist. Wer sich beim Anblick einer Sternschnuppe etwas wünschen will, sollte, nach altem Sternschnuppenbrauch, seinen Wunsch auf jeden Fall stillschweigend formulieren, ihn also nur in Gedanken aussprechen und auf keinen Fall jemandem sagen was er sich gewünscht hat.

Als Astrologin interessiere ich mich natürlich besonders für die mythologischen Hintergründe von Himmelsereignissen. Von daher möchte ich mich im Folgenden der Frage widmen welcher mythologischen Gestalt die Perseiden ihren Namen zu verdanken haben. Obwohl der hochsommerliche Meteorschauer schon vor ungefähr 2000 Jahren in China beobachtet wurde, wird dieses Naturschauspiel erst seit dem Jahr 1835 als Perseidenstrom bezeichnet. Damals verfasste der belgische Astronom Adolphe Quetelet einen Bericht über den Meteorschauer. Da Quetelet den Ursprung des Meteorschauers seinen Untersuchungen zufolge im Sternbild Perseus vermutete, wird er seitdem als Perseiden bezeichnet. Man könnte diese Bezeichnung frei übersetzen mit „die Kinder des Perseus“, da auch die Nachkommen des mythologischen Helden als Perseiden bezeichnet werden. 

Die Perseiden werden, wie eingangs erwähnt, aber auch als „Laurentiustränen“ bezeichnet, denn ein europäischer Volksglaube besagt der Diakon Laurentius von Rom würde aufgrund eines großen Unrechts, das einst geschehen ist, alljährlich bittere Tränen weinen, die seitdem in jedem Jahr um die gleiche Zeit als helle Lichtstreifen am Nachthimmel zu beobachten sind. Der römische Kaiser Valerian ließ den damaligen Papst, Sixtus den II., am 06. August 258 hinrichten, samt sechs seiner engsten Vertrauten. Vier Tage später, am 10. August 258, wurde dann auch Laurentius von Rom hingerichtet, man nimmt an er starb durch Enthauptung. Laurentius von Rom gilt seit jener Zeit als Märtyrer und weil alljährlich um den Gedenktag des Sankt Laurentius der Sternschnuppenstrom der Perseiden auftritt, bezeichnet man diese Himmelserscheinung im Volksmund auch als die "Tränen des Laurentius“.








Anhand dieser Zusammenhänge lässt sich bereits erkennen, dass die Perseiden nicht ausschließlich mit positiven Ereignissen in Verbindung gebracht werden. Auch das namensgebende Sternbild Perseus hat mythologische Verbindungen zu grausigen Bluttaten und zu anderen dramatischen Geschehnissen


Perseus ist einer der berühmtesten Helden der griechischen Mythologie. Er ist der Sohn des göttlichen Zeus, der in der Astrologie in Gestalt seines römischen Pendants Jupiter als Wohltäter und Glücksspender eine zentrale Rolle einnimmt. Seine Mutter war die schöne Danae. Perseus war väterlicherseits also göttlicher Abstammung, während seine Mutter eine sterbliche Königstochter war. König Akrisios, der Vater von Danae, sperrte seine Tochter weg, um zu verhindern, dass sie geschwängert werden könnte und einen Sohn gebären würde, denn Akrisios war prophezeit worden, dass er eines Tages von seinem eigenen Enkel getötet werden würde. 

Zeus, der Gott der Götter, war bekannt für seine brennende Liebe zum weiblichen Geschlecht und als oberster Gott lagen ihm die Schönheiten der Antike zu Füßen. Ob göttlich oder sterblich, Zeus Leidenschaft für schöne Frauen wurde leicht entflammt und er zeugte zahllose Nachkommen mit unzähligen göttlichen und sterblichen Damen. Zeus hatte aber nicht immer ein leichtes Spiel in der Damenwelt, denn er hatte einen erlesenen Geschmack und er interessierte sich manches mal auch gerade für die Damen, die aus den unterschiedlichsten Gründen selbst für einen Gott schwer erreichbar waren, so wie auch für die unter Verschluss gehaltene Danae. Da er Danae aufgrund ihrer Gefangenschaft nicht direkt begatten konnte, verwandelte er sich in einen Goldregen und schwängerte die schlafende Danae in dieser Gestalt. Das Kind, das aus dieser Begattung hervorging, war Perseus. 

König Akrisios liebte seine Tochter zwar, aber aus Angst vor der Erfüllung der Prophezeiung, verfrachtete er Danae und seinen Enkelsohn in eine Kiste, setzte sie auf dem Meer aus und überließ Tochter und Enkel einem ungewissen Schicksal. Mit der Hilfe seines Bruders Poseidon, dem Meeresgott, der in der Astrologie als sein römisches Pendant Neptun bekannt ist, griff Zeus in das Schicksal von Mutter und Sohn ein und so konnten beide dem Tod entrinnen. Perseus wuchs heran, er wurde durch seine zahlreichen Heldentaten bald zum gefeierten Heroen und sollte in der griechischen Mythologie einen wichtigen Platz einnehmen. 








Eine der bekanntesten Heldentaten des Perseus ist die Tötung der berühmt berüchtigten Gorgone Medusa. Die Gorgonen waren drei geflügelte Schreckensgestalten in der griechischen Mythologie, die anstelle von Haupthaaren mit Schlangenhaaren versehen waren. Der Blick einer Gorgone galt als so furchterregend, dass er sogar tödlich war, denn jeder, der einer Gorgone direkt in die Augen blickte, erstarrte zu Stein. Über Medusa, der einzig sterblichen der drei Gorgonen, wurde in der späteren Entstehungsgeschichte der Mythologie erzählt, dass sie einst eine wunderschöne und betörende junge Frau gewesen sei. Den späteren Erzählungen zufolge wurde die schöne Medusa eines Tages von der Göttin Pallas Athene in einem ihrer Tempel mit Poseidon beim Liebesspiel entdeckt. Obwohl einige mythologische Quellen besagen, dass sich der Meeresgott Medusa mit Gewalt nahm, sie also keine Schuld an dem Frevel traf, war die jungfräuliche Pallas Athene über die Entweihung ihres Tempels derart erbost, dass sie die schöne Medusa in ein hässliches Ungeheuer mit Schlangenhaaren, schrecklichen Zähnen, glühenden Augen und entblößter Zunge verwandelte, deren Anblick von da an jeden zu Stein erstarren lassen sollte. Aufgrund dieses Zaubers war es auch für die mutigsten, stärksten und geschicktesten Männer der Antike unmöglich die Medusa zu töten. Perseus sollte es jedoch mit einer List und mit der Hilfe der Göttin Pallas Athene eines Tages gelingen die Medusa zu töten. Perseus näherte sich der schlafenden Medusa und als diese erwachte, benutzte er das berühmte Schild der Pallas Athene als Spiegel. Auf diese Weise konnte er Medusa im Spiegel sehen ohne ihr jedoch direkt in die Augen schauen zu müssen und so brachte er es fertig die unglückliche Kreatur zu töten. Aus der klaffenden Wunde am Hals der schrecklichen Medusa entstieg dann das wunderschöne geflügelte Ross Pegasus





Medusa von Caravaggio, Public Domain

Dies ist nur eine von vielen Geschichten, die Perseus zum gefeierten Helden in den griechischen Mythen machten. Eine weitere ist die Befreiung der Andromeda, in die sich der große Held unsterblich verlieben sollte. Die schöne Andromeda hatte interessanterweise ein etwas ähnliches Schicksal wie Perseus eigene Mutter. Auch sie war eine sterbliche Königstochter, die aufgrund von den Problemen ihrer Eltern ein schweres Schicksal erleiden sollte. Andromeda war die Tochter des äthiopischen Königs Kepheus und der Kassiopeia. Während Perseus Mutter Danae für ihren Vater hinhalten musste, sollte Andromeda für ein Vergehen ihrer Mutter büßen, denn Kassiopeia hatte sich erdreistet zu behaupten, dass sie schöner sei, als die Nereiden. Die Nereiden waren liebliche Meeresnymphen, die für ihre Schönheit bekannt waren und deren Aufgabe darin bestand Schiffbrüchige vor dem Ertrinken zu beschützen und Seemänner mit ihren unterhaltsamen Spielereien das einsame Leben auf dem Meer zu verschönern. Die Nereiden waren Begleiterinnen des Meeresgottes Poseidon. Poseidon hörte von der dreisten Behauptung Kassiopeias und er wollte diese Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen. Er war so erzürnt über die Herabwürdigung seiner Gespielinnen, dass er das Meeresungeheuer Ketos aussandte und eine furchtbare Flut über das Land ergehen ließ. König Kepheus wusste das Land nicht gegen die Flut und gegen das Ungeheuer zu schützen und so suchte er einen Seher auf, um eine Lösung zu finden. Auf Anraten des Sehers wurde Andromeda an einen Felsen am Meeresrand gekettet. Sie sollte dem Seeungeheuer geopfert werden und so das Land von der Plage befreien

Perseus erblickte die an den Felsen gekettete Andromeda und hielt sie zunächst für eine Statue, da sie so schön und so regungslos wie in Stein gemeißelt war. Nur das Wehen ihres Haares im Winde und eine vergossene Träne auf ihrer Wange verrieten ihm, dass es sich um eine lebendige, schöne, junge Frau handelte. Es war sogleich um ihn geschehen und er verliebte sich auf der Stelle in Andromeda. Andromedas Eltern hatten dem Opfer ihrer Tochter in ihrer Verzweiflung zugestimmt, da sie sich keinen anderen Rat mehr wussten, um das Land vor der Überflutung und vor dem schrecklichen Ungeheuer zu retten. Aber sie hofften bis zuletzt auf ein Wunder und bangten in der Nähe des Felsens, an den Andromeda gekettet war, um das Leben ihrer geliebten Tochter. Als das Ungeheuer die Schöne zu verschlingen drohte, bot sich Perseus an die junge Königstochter zu befreien, wenn er sie zu seiner Frau machen könnte. Die verzweifelten Eltern versprachen dem Helden nicht nur die Hand ihrer Tochter, sondern sie boten ihm zudem ihr ganzes Königreich an. Durch die Macht der Liebe gestärkt stürzte sich Perseus auf das Ungeheuer. Der Held konnte das Untier töten, das Leben der Andromeda retten und die schöne Königstochter schließlich zu seiner Frau machen.


Es gibt noch viele andere mythologische Geschichten, die von Perseus Heldentaten erzählen. Vielleicht konnte ich mit diesen Ausschnitten Euer Interesse an den alten Mythen wecken und vielleicht habt Ihr Lust mehr darüber nachzulesen. Durch die mythologischen Hintergründe können wir viel über die Astrologie lernen und natürlich auch über das Weltbild der damaligen Menschen. Vieles hat sich im Laufe der Jahrhunderte geändert, einiges kann sich aber auch heute noch so zutragen, wie z.B. dass Kinder manchmal für die Probleme ihrer Eltern hinhalten müssen oder dass Frauen für das Vergehen eines Mannes die Schuld tragen sollen. Zwar werden höchstwahrscheinlich die wenigsten von uns an einen Felsen gekettet oder in ein Verlies gesperrt, aber so wie die Astrologie eine Symbolsprache ist, spricht auch die Mythologie in Symbolen zu uns. 




Bild: Public Domain





Da wir bekanntlich einen Wunsch aussprechen können, wenn wir eine Sternschnuppe sehen, können wir uns nun verstärkt Gedanken über unsere Wünsche machen und in dem Zusammenhang auch über das, was die Erfüllung unserer Wünsche eventuell behindern könnte. Vieles in unserem Leben wird durch das bestimmt, was wir für möglich oder für unmöglich halten. Und das, an was wir glauben, wird wiederum erheblich von dem beeinflusst, was man uns beigebracht hat. Im Zusammenhang mit den Erzählungen über Perseus können wir uns fragen, warum Medusa von Pallas Athene bestraft wurde, obwohl sie von Poseidon vergewaltigt wurde und warum Andromeda an einen Felsen gekettet wurde und geopfert werden sollte, obwohl es ihre Mutter war, die ihren Mund zu voll genommen hatte...? Wunscherfüllung im Zusammenhang mit Sternschnuppen könnte manch einer als Aberglauben abtun. Glaubenssätze als Aberglauben abzutun, wäre jedoch ignorant, denn man kann sich das Leben zweifellos einfacher, angenehmer und erfolgreicher gestalten, wenn man auf eine positive Art an die Dinge herangeht. Wenn wir jedoch die negativen Glaubenssätze unserer Eltern übernehmen, in dem Sinne also ihre Probleme übernehmen, können wir uns das Leben unnötig schwer machen, ebenso wie wenn wir uns von gesellschaftlichen Dogmen, wie sie durch die ungerechte Behandlung der Medusa beschrieben werden, beeinflussen lassen.    



Vielleicht
gehen unsere Wünsche nicht genau auf die Art in Erfüllung, wie wir es uns vorgestellt haben oder vielleicht müssen wir auch, wie in den alten Mythen, erst mal einige Hürden überwinden, um unser Glück zu erreichen. Manchmal liegt auch gerade in unserem Weg zum Glück das große Glück, denn wie sollte ein Held zum Held werden, wenn er nicht einige Ungeheuer bekämpfen müsste und ein paar Königskinder zu befreien hätte...?





Viele liebe Grüße mit den Sternen


Lia





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