Bild: https://en.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons
Alle
Jahre wieder ist es soweit....*))) Zwischen dem 17. Juli und dem 24.
August eines jeden Jahres regnen die „Tränen des Laurentius“,
die
Perseiden, vom Nachthimmel, was bedeutet, dass um diese Zeit eine
erhöhte Aktivität von Sternschnuppen zu verzeichnen ist.
Alljährlich erreicht der Meteorstrom um den 12. August sein Maximum,
so dass wir mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit mindestens eine
Sternschnuppe zu sehen bekommen. Je nachdem in was für einer
Umgebung wir uns aufhalten, ist es leichter einen Blick auf den
Sternschnuppenschwarm
zu erhaschen oder aber auch um einiges schwieriger. In ländlichen
Gegenden, fernab vom Licht einer Großstadt oder an unbeleuchteten
Meeresufern ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass wir den
Sternschnuppenschauer beobachten können. Wenn man sich inmitten
eines hell beleuchteten Stadtteils einer Großstadt befindet, könnte
man es allerdings schon fast als ein kleines Wunder bezeichnen einen der
beliebten „Wunscherfüller“ zu entdecken. Wer den Perseidenstrom
also beobachten möchte, sollte sich in der Nacht vom 11. zum 12. und
insbesondere in der Nacht vom 12. zum 13. August irgendwo aufhalten,
wo es möglichst wenig künstliche Lichteinflüsse gibt. In diesem
Jahr sollten sich die Sternschnuppen besonders deutlich vom Nachthimmel
abheben, da am 11. August 2018 ein Neumond stattfindet, die Nacht
entsprechend dunkel sein wird und sich der Mond die ganze Nacht
unterhalb des Horizonts befindet. Bei entsprechender Wetterlage
sollte die Sicht auf den Nachthimmel also außergewöhnlich klar
sein. Da es von Jahr zu Jahr minimale Abweichungen gibt, geben
Astronomen in diesem Jahr die Nacht vom 12.08. zum 13.08. als
das günstigste Datum an, um die Sternschnuppen zu beobachten.
Nachteulen und Frühaufsteher haben die besten Chancen einen Blick
auf die Sternschnuppen zu erhaschen, denn zwischen 2h und 4h morgens
ist die Wahrscheinlichkeit mindestens einen der himmlischen
Leuchtstreifen zu sehen besonders hoch. Den atemberaubensten
Sternschnuppenregen habe ich bisher am südlichsten Zipfel von
Griechenland zu sehen bekommen, aber es gibt natürlich noch viele
andere Gegenden auf der Nordhalbkugel, von denen aus der
Sternschnuppenschwarm bestens zu beobachten ist. Wer sich beim
Anblick einer Sternschnuppe etwas wünschen will, sollte, nach altem
Sternschnuppenbrauch, seinen Wunsch auf jeden Fall stillschweigend
formulieren, ihn also nur in Gedanken aussprechen und auf keinen Fall
jemandem sagen was er sich gewünscht hat.
Als Astrologin interessiere ich mich natürlich
besonders für die mythologischen Hintergründe von
Himmelsereignissen. Von daher möchte ich mich im Folgenden der Frage
widmen welcher mythologischen Gestalt die Perseiden ihren Namen zu
verdanken haben. Obwohl der hochsommerliche Meteorschauer schon vor
ungefähr 2000 Jahren in China beobachtet wurde, wird dieses
Naturschauspiel erst seit dem Jahr 1835 als Perseidenstrom
bezeichnet. Damals verfasste der belgische Astronom Adolphe
Quetelet einen Bericht über den Meteorschauer. Da Quetelet den
Ursprung des Meteorschauers seinen Untersuchungen zufolge im
Sternbild Perseus vermutete, wird er seitdem als Perseiden
bezeichnet.
Man könnte diese Bezeichnung frei übersetzen mit „die Kinder des
Perseus“, da auch die Nachkommen des mythologischen Helden als Perseiden bezeichnet werden.
Die
Perseiden werden, wie eingangs erwähnt, aber auch als „Laurentiustränen“ bezeichnet, denn ein europäischer Volksglaube
besagt der Diakon Laurentius von Rom würde aufgrund eines
großen Unrechts, das einst geschehen ist, alljährlich bittere
Tränen weinen, die seitdem in jedem Jahr um die gleiche Zeit als
helle Lichtstreifen am Nachthimmel zu
beobachten sind. Der römische Kaiser Valerian ließ den damaligen
Papst, Sixtus den II., am 06. August 258 hinrichten, samt sechs
seiner engsten Vertrauten. Vier Tage später, am 10. August 258,
wurde dann auch Laurentius von Rom hingerichtet, man nimmt an er
starb durch Enthauptung. Laurentius von Rom gilt seit jener Zeit als
Märtyrer und weil alljährlich um den Gedenktag des Sankt Laurentius
der Sternschnuppenstrom der Perseiden
auftritt, bezeichnet man diese Himmelserscheinung im Volksmund auch
als die "Tränen des Laurentius“.
Bild: Perseiden, https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Mbz1
Anhand
dieser Zusammenhänge lässt sich bereits erkennen, dass die
Perseiden nicht ausschließlich mit positiven Ereignissen in
Verbindung gebracht werden. Auch das namensgebende Sternbild Perseus hat
mythologische Verbindungen zu grausigen Bluttaten und zu anderen
dramatischen Geschehnissen.
Perseus
ist einer der berühmtesten Helden der griechischen Mythologie. Er
ist der Sohn des göttlichen Zeus, der in der Astrologie in Gestalt
seines römischen Pendants Jupiter als Wohltäter und Glücksspender
eine zentrale Rolle einnimmt. Seine Mutter war die schöne Danae. Perseus war
väterlicherseits also göttlicher Abstammung, während seine Mutter
eine sterbliche Königstochter war. König Akrisios, der Vater von
Danae, sperrte seine Tochter weg, um zu verhindern, dass sie
geschwängert werden könnte und einen Sohn gebären würde, denn
Akrisios war prophezeit worden, dass er eines Tages von seinem
eigenen Enkel getötet werden würde.
Zeus,
der Gott der Götter, war bekannt für seine brennende Liebe zum
weiblichen Geschlecht und als oberster Gott lagen ihm die Schönheiten
der Antike zu Füßen. Ob göttlich oder sterblich, Zeus Leidenschaft
für schöne Frauen wurde leicht entflammt und er zeugte zahllose
Nachkommen mit unzähligen göttlichen und sterblichen Damen. Zeus
hatte aber nicht immer ein leichtes Spiel in der Damenwelt, denn er
hatte einen erlesenen Geschmack und er interessierte sich manches mal
auch gerade für die Damen, die aus den unterschiedlichsten Gründen selbst für einen Gott schwer
erreichbar waren, so wie auch für die unter Verschluss gehaltene
Danae. Da er Danae aufgrund ihrer Gefangenschaft nicht direkt
begatten konnte, verwandelte er sich in einen Goldregen und
schwängerte die schlafende Danae in dieser Gestalt. Das
Kind, das aus dieser Begattung hervorging, war Perseus.
König
Akrisios liebte seine Tochter zwar, aber aus Angst vor der Erfüllung
der Prophezeiung, verfrachtete er Danae
und seinen Enkelsohn in eine Kiste, setzte sie auf dem Meer aus und
überließ Tochter und Enkel einem ungewissen Schicksal. Mit der Hilfe seines
Bruders Poseidon,
dem Meeresgott, der in der Astrologie als sein römisches Pendant
Neptun bekannt ist, griff Zeus in das Schicksal von Mutter und Sohn
ein und so konnten beide dem Tod entrinnen. Perseus wuchs heran, er wurde durch seine zahlreichen Heldentaten bald zum gefeierten Heroen
und sollte in der griechischen Mythologie einen wichtigen Platz
einnehmen.
Sternbild Perseus, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Рыцарь_поля
Eine
der bekanntesten Heldentaten des Perseus ist die Tötung der berühmt
berüchtigten Gorgone Medusa. Die Gorgonen waren drei geflügelte
Schreckensgestalten in der griechischen Mythologie, die anstelle von
Haupthaaren mit Schlangenhaaren versehen waren. Der Blick einer
Gorgone galt als so furchterregend, dass er sogar tödlich war, denn
jeder, der einer Gorgone direkt in die Augen blickte, erstarrte zu
Stein. Über Medusa, der einzig sterblichen der drei Gorgonen, wurde
in der späteren Entstehungsgeschichte der Mythologie erzählt, dass
sie einst eine wunderschöne und betörende junge Frau gewesen sei.
Den späteren Erzählungen zufolge wurde die schöne Medusa eines Tages
von der Göttin Pallas
Athene
in einem ihrer Tempel mit Poseidon
beim Liebesspiel entdeckt. Obwohl einige mythologische Quellen
besagen, dass sich der Meeresgott Medusa mit Gewalt nahm, sie also
keine Schuld an dem Frevel traf, war die jungfräuliche Pallas Athene
über die Entweihung ihres Tempels derart erbost, dass sie die schöne
Medusa in ein hässliches Ungeheuer mit Schlangenhaaren,
schrecklichen Zähnen, glühenden Augen und entblößter Zunge
verwandelte, deren Anblick von da an jeden zu Stein erstarren lassen
sollte. Aufgrund dieses Zaubers war es auch für die mutigsten,
stärksten und geschicktesten Männer der Antike unmöglich die
Medusa zu töten. Perseus sollte es jedoch mit einer List und mit der
Hilfe der Göttin Pallas Athene eines Tages gelingen die Medusa zu
töten. Perseus näherte sich der schlafenden Medusa und als diese
erwachte, benutzte er das berühmte Schild der Pallas Athene als
Spiegel. Auf diese Weise konnte er Medusa im Spiegel sehen ohne ihr
jedoch direkt in die Augen schauen zu müssen und so brachte er es fertig die unglückliche Kreatur zu töten. Aus der klaffenden Wunde am Hals der
schrecklichen Medusa entstieg dann das wunderschöne geflügelte
Ross Pegasus.
Medusa von Caravaggio, Public Domain
Dies
ist nur eine von vielen Geschichten, die Perseus zum gefeierten
Helden in den griechischen Mythen machten. Eine weitere ist die
Befreiung der Andromeda, in die sich der große Held unsterblich
verlieben sollte. Die schöne Andromeda hatte interessanterweise ein etwas
ähnliches Schicksal wie Perseus eigene Mutter. Auch sie war eine
sterbliche Königstochter, die aufgrund von den Problemen ihrer Eltern
ein schweres Schicksal erleiden sollte. Andromeda war die Tochter des
äthiopischen Königs Kepheus und der Kassiopeia. Während Perseus
Mutter Danae für ihren Vater hinhalten musste, sollte Andromeda für
ein Vergehen ihrer Mutter büßen, denn Kassiopeia hatte sich
erdreistet zu behaupten, dass sie schöner sei, als die Nereiden. Die
Nereiden waren liebliche Meeresnymphen, die für ihre Schönheit
bekannt waren und deren Aufgabe darin bestand Schiffbrüchige vor dem
Ertrinken zu beschützen und Seemänner mit ihren unterhaltsamen
Spielereien das einsame Leben auf dem Meer zu verschönern. Die
Nereiden waren Begleiterinnen des Meeresgottes Poseidon.
Poseidon hörte von der dreisten Behauptung Kassiopeias und er wollte
diese Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen. Er war so erzürnt über
die Herabwürdigung seiner Gespielinnen, dass er das Meeresungeheuer Ketos
aussandte und eine furchtbare Flut
über das Land ergehen ließ.
König Kepheus wusste das Land nicht gegen die Flut und gegen das
Ungeheuer zu schützen und so suchte er einen Seher auf, um eine
Lösung zu finden. Auf Anraten des Sehers wurde Andromeda an
einen Felsen am Meeresrand gekettet. Sie sollte dem Seeungeheuer
geopfert werden und so das Land von der Plage befreien.
Perseus
erblickte die an den Felsen gekettete Andromeda und hielt sie
zunächst für eine Statue, da sie so schön und so regungslos wie in
Stein gemeißelt war. Nur das Wehen ihres Haares im Winde und eine
vergossene Träne auf ihrer Wange verrieten ihm, dass es sich um eine
lebendige, schöne, junge Frau handelte. Es war sogleich um ihn
geschehen und er verliebte sich auf der Stelle in Andromeda.
Andromedas Eltern hatten dem Opfer ihrer Tochter in ihrer
Verzweiflung zugestimmt, da sie sich keinen anderen Rat mehr wussten,
um das Land vor der Überflutung und vor dem schrecklichen Ungeheuer
zu retten. Aber sie hofften bis zuletzt auf ein Wunder und bangten in
der Nähe des Felsens, an den Andromeda gekettet war, um das Leben
ihrer geliebten Tochter. Als das Ungeheuer die Schöne zu
verschlingen drohte, bot sich Perseus an die junge Königstochter zu
befreien, wenn er sie zu seiner Frau machen könnte. Die
verzweifelten Eltern versprachen dem Helden nicht nur die Hand ihrer
Tochter, sondern sie boten ihm zudem ihr ganzes Königreich an. Durch die Macht der Liebe gestärkt stürzte sich Perseus
auf das Ungeheuer. Der Held konnte das Untier töten, das Leben der Andromeda retten und die schöne Königstochter schließlich zu seiner Frau machen.
Es
gibt noch viele andere mythologische Geschichten, die von Perseus
Heldentaten erzählen. Vielleicht konnte ich mit diesen Ausschnitten
Euer Interesse an den alten Mythen wecken und vielleicht habt Ihr
Lust mehr darüber nachzulesen. Durch die mythologischen Hintergründe
können wir viel über die Astrologie lernen und natürlich auch über
das Weltbild der damaligen Menschen. Vieles hat sich im Laufe der
Jahrhunderte geändert, einiges kann sich aber auch heute noch so zutragen,
wie z.B. dass Kinder manchmal für die Probleme ihrer Eltern
hinhalten müssen oder dass Frauen für das Vergehen eines Mannes die
Schuld tragen sollen. Zwar werden höchstwahrscheinlich die wenigsten von uns an einen Felsen gekettet oder in ein Verlies
gesperrt, aber so wie die Astrologie eine Symbolsprache ist, spricht
auch die Mythologie in Symbolen zu uns.
Bild: Public Domain
Da
wir bekanntlich einen Wunsch aussprechen können, wenn wir
eine Sternschnuppe sehen, können wir uns nun verstärkt
Gedanken über unsere Wünsche machen und in dem Zusammenhang
auch über das, was die Erfüllung unserer Wünsche eventuell
behindern könnte. Vieles in unserem Leben wird durch das
bestimmt, was wir für möglich oder für unmöglich halten. Und
das, an was wir glauben, wird wiederum erheblich von dem
beeinflusst, was man uns beigebracht hat. Im Zusammenhang mit den
Erzählungen über Perseus können wir uns fragen, warum Medusa
von Pallas Athene bestraft wurde, obwohl sie von Poseidon
vergewaltigt wurde und warum Andromeda an einen Felsen
gekettet wurde und geopfert werden sollte, obwohl es ihre Mutter war,
die ihren Mund zu voll genommen hatte...? Wunscherfüllung im
Zusammenhang mit Sternschnuppen könnte manch einer als
Aberglauben abtun. Glaubenssätze als Aberglauben
abzutun, wäre jedoch ignorant, denn man kann sich das Leben
zweifellos einfacher, angenehmer und erfolgreicher gestalten,
wenn man auf eine positive Art an die Dinge herangeht. Wenn
wir jedoch die negativen Glaubenssätze unserer Eltern übernehmen,
in dem Sinne also ihre Probleme übernehmen, können wir uns
das Leben unnötig schwer machen, ebenso wie wenn wir uns von
gesellschaftlichen Dogmen, wie sie durch die ungerechte
Behandlung der Medusa beschrieben werden, beeinflussen lassen.
Vielleicht gehen unsere Wünsche nicht genau auf die Art in Erfüllung, wie wir es uns vorgestellt haben oder vielleicht müssen wir auch, wie in den alten Mythen, erst mal einige Hürden überwinden, um unser Glück zu erreichen. Manchmal liegt auch gerade in unserem Weg zum Glück das große Glück, denn wie sollte ein Held zum Held werden, wenn er nicht einige Ungeheuer bekämpfen müsste und ein paar Königskinder zu befreien hätte...?
Viele
liebe Grüße mit den Sternen
Lia
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