Freitag, 7. August 2020

Alle Jahre wieder: Sternschnuppennächte ✨

 

Bild: Perseiden, Martin Mark




Zwischen dem 17. Juli und dem 24. August eines jeden Jahres regnen die „Tränen des Laurentius“ vom Himmel. Um diese Jahreszeit ist eine besonders hohe Aktivität am Nachthimmel zu beobachten: es regnet Sternschnuppen. Alljährlich erreicht der Meteorstrom um den 12. August sein Maximum, so dass wir mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit mindestens eine Sternschnuppe zu sehen bekommen. Je nach der Umgebung, in der wir uns aufhalten, ist es wahrscheinlicher einen Blick auf den Sternschnuppenschwarm zu erhaschen oder eben unwahrscheinlicher. In ländlichen Gegenden, fernab vom Licht der Großstädte oder an unbeleuchteten Meeresufern kann man den Sternschnuppenschauer besonders gut beobachten. Wer den Perseidenstrom beobachten möchte, sollte sich in der Nacht vom 12. zum 13. August also irgendwo aufhalten, wo es möglichst wenig künstliche Lichteinflüsse gibt. Nachteulen und Frühaufsteher haben die besten Chancen einen Blick auf die Sternschnuppen zu erhaschen, denn zwischen 2h und 4h morgens ist die Wahrscheinlichkeit mindestens einen der himmlischen Leuchtstreifen zu erblicken besonders hoch. Wer sich beim Anblick einer Sternschnuppe etwas wünschen will, sollte, nach altem Sternschnuppenbrauch, seinen Wunsch stillschweigend formulieren, ihn also nur in Gedanken aussprechen.

Als Astrologin interessiere ich mich besonders für die mythologischen Hintergründe von Himmelsereignissen. Von daher möchte ich mich im Folgenden der Frage widmen welcher mythologischen Gestalt die Perseiden ihren Namen zu verdanken haben. Obwohl der hochsommerliche Meteorschauer schon vor ungefähr 2000 Jahren in China beobachtet wurde, wird dieses Naturschauspiel erst seit dem Jahr 1835 als Perseidenstrom bezeichnet. Damals verfasste der belgische Astronom Adolphe Quetelet einen Bericht über den Meteorschauer. Da Quetelet den Ursprung des Meteorschauers im Sternbild Perseus vermutete, wird das Himmelsspektakel seitdem als Perseiden bezeichnet. Man könnte diese Bezeichnung frei übersetzen mit „die Kinder des Perseus“, weil auch die Nachkommen des mythologischen Helden Perseus als Perseiden bezeichnet werden. 

Die Perseiden werden, wie eingangs erwähnt, auch als „Laurentiustränen“ bezeichnet, denn ein europäischer Volksglaube besagt der Diakon Laurentius von Rom würde, aufgrund eines großen Unrechts, das einst geschah, alljährlich bittere Tränen weinen, die seitdem jedes Jahr um die gleiche Zeit als helle Lichtstreifen am Nachthimmel zu beobachten sind. Der römische Kaiser Valerian ließ den damaligen Papst, Sixtus den II., am 06. August 258 hinrichten, samt sechs seiner engsten Vertrauten. Vier Tage später, am 10. August 258, wurde dann auch Laurentius von Rom hingerichtet, man nimmt an er starb durch Enthauptung. Laurentius von Rom gilt seit jener Zeit als Märtyrer und weil alljährlich um den Gedenktag des Sankt Laurentius der Sternschnuppenstrom der Perseiden auftritt, bezeichnet man diese Himmelserscheinung im Volksmund als die "Tränen des Laurentius“. Von Jahr zu Jahr gibt es minimale Abweichungen den Höhepunkt des Perseidenstroms betreffend. In diesem Jahr findet der Höhepunkt des Sternschnuppenregens in der Nacht vom 12. zum 13. August statt.


Anhand der dramatischen Zusammenhänge lässt sich bereits erkennen, dass die Perseiden nicht nur mit positiven Ereignissen in Verbindung stehen. Auch die Mythen, die sich um das namensgebende Sternbild Perseus ranken, erzählen von grausigen Bluttaten und von anderen dramatischen Geschehnissen.

Perseus ist einer der berühmtesten Helden der griechischen Mythologie. Er ist der Sohn des göttlichen Zeus (römisch und astrologisch Jupiter) und seine Mutter war die schöne Danae. Perseus war väterlicherseits also göttlicher Abstammung, während seine Mutter eine sterbliche Königstochter war. König Akrisios, der Vater von Danae, sperrte seine Tochter ein, um zu verhindern, dass sie geschwängert werden würde und einen Sohn gebären würde, denn Akrisios war prophezeit worden, dass er eines Tages von seinem eigenen Enkel getötet werden würde. 

Zeus, der Gott der Götter, war bekannt für seine brennende Liebe zum weiblichen Geschlecht und als oberster Gott lagen ihm die schönsten Frauen der Antike zu Füßen. Ob göttlich oder sterblich, Zeus Leidenschaft für schöne Frauen wurde leicht entflammt und er zeugte zahllose Nachkommen mit unzähligen göttlichen und sterblichen Damen. Zeus hatte aber nicht immer nur ein leichtes Spiel in der Damenwelt, denn er hatte einen erlesenen Geschmack und er interessierte sich manches mal auch gerade für die Damen, die selbst für einen Gott wie ihn schwer zu erreichen waren, so wie auch für die unter Verschluss gehaltene Danae. Da er Danae aufgrund ihrer Gefangenschaft nicht direkt begatten konnte, verwandelte er sich in einen Goldregen und schwängerte die schlafende Danae in dieser Gestalt. Das Kind, das aus dieser Begattung hervorging, war Perseus. 


Danae wird begattet von Zeus in Gestalt eines Goldregens, Bild: Public Domain


König Akrisios liebte seine Tochter zwar, aber aus Angst vor der Erfüllung der Prophezeiung verfrachtete er Danae und seinen Enkelsohn in eine Kiste, setzte sie auf dem Meer aus und überließ beide einem ungewissen Schicksal. Mit der Hilfe seines Bruders Poseidon (römisch und astrologisch Neptun), dem Meeresgott, griff Zeus in das Schicksal von Mutter und Sohn ein und so konnten beide dem Tod entrinnen. Perseus wuchs heran, er wurde durch seine zahlreichen Heldentaten bald zum gefeierten Heroen und sollte eine zentrale Rolle in der griechischen Mythologie einnehmen. 




Perseus und Danae, Public Domain



Eine der bekanntesten Heldentaten des Perseus ist die Tötung der berühmt berüchtigten Gorgone Medusa. Die Gorgonen waren drei geflügelte Schreckensgestalten in der griechischen Mythologie, die anstelle von Haupthaaren mit Schlangenhaaren versehen waren. Der Blick einer Gorgone galt als so furchterregend, dass er sogar tödlich war, denn jeder, der einer Gorgone direkt in die Augen blickte, erstarrte zu Stein. Über Medusa, der einzig sterblichen der drei Gorgonen, wurde in der späteren Entstehungsgeschichte der Mythologie erzählt, dass sie einst eine wunderschöne und betörende junge Frau gewesen sei. Den späteren Erzählungen zufolge wurde die schöne Medusa eines Tages von der Göttin Pallas Athene in einem ihrer Tempel mit Poseidon beim Liebesspiel entdeckt. Obwohl einige mythologische Quellen besagen, dass sich der Meeresgott Medusa mit Gewalt nahm, sie also keine Schuld an dem Frevel traf, war die jungfräuliche Pallas Athene über die Entweihung ihres Tempels derart erbost, dass sie die schöne Medusa in ein hässliches Ungeheuer mit Schlangenhaaren, schrecklichen Zähnen, glühenden Augen und entblößter Zunge verwandelte, deren Anblick von da an jeden zu Stein erstarren lassen sollte. Aufgrund dieses Zaubers war es auch für die mutigsten, stärksten und geschicktesten Männer der Antike unmöglich die Medusa zu töten. Perseus sollte es jedoch mit einer List und mit der Hilfe der Göttin Pallas Athene eines Tages gelingen die Medusa zu töten. Perseus näherte sich der schlafenden Medusa und als diese erwachte, benutzte er das berühmte Schild der Pallas Athene als Spiegel. Auf diese Weise konnte er Medusa im Spiegel sehen ohne ihr jedoch direkt in die Augen schauen zu müssen und so brachte er es fertig die unglückliche Kreatur zu töten. Aus der klaffenden Wunde am Hals der schrecklichen Medusa entstieg dann das sagenhafte geflügelte Ross Pegasus. 




Medusa von CaravaggioPublic Domain

Dies ist nur eine von vielen Geschichten, die Perseus zum gefeierten Helden in den griechischen Mythen machten. Eine weitere ist die Befreiung der Andromeda, in die sich der große Held unsterblich verlieben sollte. Die schöne Andromeda hatte interessanterweise ein etwas ähnliches Schicksal wie Perseus eigene Mutter. Auch sie war eine sterbliche Königstochter, die aufgrund von den Problemen ihrer Eltern ein schweres Schicksal erleiden sollte. Andromeda war die Tochter des äthiopischen Königs Kepheus und der Kassiopeia. Während Perseus Mutter Danae für ihren Vater hinhalten musste, sollte Andromeda für ein Vergehen ihrer Mutter büßen, denn Kassiopeia hatte sich erdreistet zu behaupten, dass sie schöner sei, als die Nereiden. Die Nereiden waren liebliche Meeresnymphen, die für ihre Schönheit bekannt waren und deren Aufgabe darin bestand Schiffbrüchige vor dem Ertrinken zu beschützen und Seemänner mit ihren unterhaltsamen Spielereien das einsame Leben auf dem Meer zu verschönern. Die Nereiden waren Begleiterinnen des Meeresgottes Poseidon. Poseidon hörte von der dreisten Behauptung Kassiopeias und er wollte diese Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen. Er war so erzürnt über die Herabwürdigung seiner Gespielinnen, dass er das Meeresungeheuer Ketos aussandte und eine furchtbare Flut über das Land ergehen ließ. König Kepheus wusste das Land nicht gegen die Flut und gegen das Ungeheuer zu schützen und so suchte er einen Seher auf, um eine Lösung zu finden. Auf Anraten des Sehers wurde Andromeda an einen Felsen am Meeresrand gekettet. Sie sollte dem Seeungeheuer geopfert werden und so das Land von der Plage befreien. 
 


Perseus und Andromeda, Public Domain



Perseus erblickte die an den Felsen gekettete Andromeda und hielt sie zunächst für eine Statue, da sie so schön und so regungslos wie in Stein gemeißelt war. Nur das Wehen ihres Haares im Winde und eine vergossene Träne auf ihrer Wange verrieten ihm, dass es sich um eine lebendige, junge Frau handelte. Es war sogleich um ihn geschehen und er verliebte sich auf der Stelle in Andromeda. Andromedas Eltern hatten dem Opfer ihrer Tochter in ihrer Verzweiflung zugestimmt, da sie sich keinen anderen Rat mehr wussten, um das Land vor der Überflutung und vor dem schrecklichen Ungeheuer zu retten. Aber sie hofften bis zuletzt auf ein Wunder und bangten in der Nähe des Felsens, an den Andromeda gekettet war, um das Leben ihrer geliebten Tochter. Als das Ungeheuer die Schöne zu verschlingen drohte, bot sich Perseus an die junge Königstochter zu befreien, wenn er sie zu seiner Frau machen könnte. Die verzweifelten Eltern versprachen dem Helden nicht nur die Hand ihrer Tochter, sondern sie boten ihm zudem ihr ganzes Königreich an. Durch die Macht der Liebe gestärkt stürzte sich Perseus auf das Ungeheuer. Der Held konnte das Untier töten, das Leben der Andromeda retten und die schöne Königstochter schließlich zu seiner Frau machen.

Es gibt noch viele andere Mythen, die von Perseus Heldentaten erzählen. Vielleicht konnte ich mit diesen Ausschnitten Euer Interesse an den alten Mythen wecken und vielleicht habt Ihr Lust mehr darüber nachzulesen. Vielleicht inspirieren Euch diese Erzählungen auch dazu am 13. August früh morgens aufzustehen, damit Ihr Euch die Perseiden anschauen könnt und Euch beim Anblick einer Sternschnuppe etwas wünschen könnt...*)))


Viele liebe Grüße mit den Sternen

Lia 



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